Ab an die besten Unis Europas!

Lesedauer: 8 min

Zulassung nur mit 1,0-Abitur, im Studium 24/7 lernen und später ein Millionen-Gehalt – sieht so der Weg an den Elite-Unis in Europa aus? Kann, muss aber nicht. Wir zeigen dir, wie es an den besten Unis wirklich abläuft und was du tun musst, um in Oxford, Cambridge oder an der ETH Zürich zu studieren.


Oxford und Cambridge
Oxford und Cambridge
Die beiden Top-Universitäten genießen einem exzellenten Ruf. Dort zu studieren, kann Türen öffnen.
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Oxford und Cambridge
Die beiden Top-Universitäten genießen einem exzellenten Ruf. Dort zu studieren, kann Türen öffnen.
Oxford und Cambridge

Spitzen Dozenten, super Forschung, tolle Netzwerke: Gründe für ein Studium an renommierten Unis gibt es viele. Zahlreiche Rankings – darunter das Times Higher Education Ranking – zeigen , welche Hochschulen besonders gut abschneiden. Damit gehören sie zur Elite, ein Label, das aber nicht immer positiv wirkt. „Viele trauen sich das nicht zu“, weiß Laura Beck. Sie unterstützt als Mentorin bei Project Access Germany – eine internationale Non-Profit-Organisation – weniger privilegierte junge Leute dabei, den Schritt an eine der Top-Universitäten im europäischen Ausland zu wagen. Der Zugang dazu ist oftmals vom sozioökonomischen Hintergrund der Eltern abhängig. Das möchte Project Access ändern. Die 24-Jährige hat es selbst mit einer Mentorin des Programms zum Master-Doppelstudium an der Sciences Po Paris und dem King’s College London geschafft.

Bei einem Bootcamp der Organisation hat Laura schon die wichtigsten Grundlagen erfahren: Welche Unis gibt es? Wie laufen die Bewerbungsprozesse ab? Wie sollte ein internationaler Lebenslauf aussehen? Wie hoch sind die Kosten und welche Stipendien gibt es? Gemeinsam mit ihrer Mentorin hat sie die passenden Unis ausgewählt und an der Bewerbung gearbeitet. „Was mir am meisten geholfen hat: Anmerkungen zu meinem Personal Statement (Motivationsschreiben, Anm. d. Red.) und CV“, sagt Laura. Diese Tipps gibt sie nun an ihre eigenen Mentees – und exklusiv an alle Traumberuf-Leser – weiter.

„Man muss keine Angst haben vor dem Label ,Elite-Universität‘.“

Dr. Konstantin Götschel, Kommunikationsleiter an der TUM, die im Times Higher Education Ranking Rang sechs belegt 

 

Häufig erreichen die 24-Jährige auch finanzielle Fragen. Denn: An vielen dieser Unis sind die Studiengebühren hoch und jede Bewerbung kostet 100 Euro oder gar mehr. „Man muss für sich persönlich abstimmen, ob es die Kosten wert sind, im Ausland zu studieren oder man lieber eine Top-Uni in Deutschland wählt“, sagt Laura ganz ehrlich. Denn hinzukommt: Bei der Bewerbung an Hochschulen wie Oxford oder Cambridge University ist auch immer Glück dabei, ob man es dorthin schafft.

Nicht nur die Note zählt

Es muss nicht das Ausland sein. Mit der TU und LMU in München sind 2025 gleich zwei deutsche Unis unter den Top Ten des Times Higher Education Rankings. „Natürlich ist die TUM eine Exzellenz- Universität, aber bei uns wird nicht nur die absolute Top- Elite angenommen, es geht um die individuelle Qualifikation“, betont Dr. Konstantin Götschel, Kommunikationsleiter an der TUM, die im Ranking Rang sechs belegt. So gibt es an der Uni auch viele zulassungsfreie Bachelorstudiengänge und weitere, bei denen auf die spezifische Eignung für das jeweilige Fach geschaut wird. Neben guten Noten seien ehrenamtliches Engagement oder Teilnahmen an Projekten wie Jugend forscht hilfreich, so Dr. Götschel. Denn Fakt ist: Wer an einer Top-Uni studieren will, sollte über den Tellerrand hinausschauen und ein Interesse an Fragestellungen mitbringen, die über den engen Kern hinausgehen.

Gut zu Wissen

Förderprogramme und Stipendien

Die meisten Universitäten haben eigene Stipendienprogramme, die oft aber nur für Masterstudiengänge gelten. Sie reduzieren oder decken komplett deine Uni-Kosten oder du bekommst eine regelmäßige Auszahlung, monatlich oder pro Semester. Solche Programme sind zum Beispiel „Clarendon“ oder „Rhodes“ für Oxford, das „Gates Cambridge“-Stipednium, das „ESOP“ an der ETH Zürich, „Science@Leuven“ an der KU Leuven oder „Bourses d’Excellence“ an der PSL in Frankreich.

Wenn du ein Stipendium an einer bestimmten Uni suchst, hilft dir diese Suchmaschine:

www.e-fellows.net/stipendien-datenbank

Für Studierende aus Deutschland gibt es außerdem folgende finanzielle Förderungen, die an europäischen Universitäten gelten:

Stipendium Art der Förderung Geeignet für
Studienstiftung des deutschen Volkes Vollstipendium (auch Ausland) Sehr gute Note + Engagement
Stipendium Plus Bis zu 1.486€/Monat Politisch, religiös, gesellschaftlich Engagierte
DAAD Jahresstipendium für ein Studium im Ausland 100% für Studenjahr (Gebühren + Leben) Studierende, die 1 Jahr im Ausland studieren möchten
Deutschland Stipendium 300€/Monat Für Studierende an deutschen Unis, auch wenn ein Auslandssemester geplant ist
Auslands-BAföG Zuschuss zu Studiengebühren + Lebenshaltung Auch für komplette Abcshlüsse im EWR (z.B. ETH, Cambridge)
Studium an der ETH Zürich

Uni: Die ETH Zürich, eine der führenden Universitäten in Natur- und Ingenieurwissenschaften, belegte im Times Higher Education Ranking Platz 4. Schon Nobelpreisträger wie Albert Einstein oder Wilhelm Conrad Röntgen haben hier studiert. Der gute internationale Ruf und die exzellente Lehre – nicht nur in Informatik – haben auch Sonja Joost (21) angesprochen.

Aufnahmeprozess: Sonjas Abischnitt von 1,0 reichte für die direkte Aufnahme. Bewerber, die die Bedingungen für eine prüfungsfreie Zulassung nicht erfüllen, müssen für den jeweiligen Studiengang eine Aufnahmeprüfung in vier Prüfungsfächern, etwa Mathe und Physik, ablegen.

Erwartungen: Sonja hat eine Herausforderung gesucht – und die hat sie bekommen. „Gerade das erste Jahr war sehr anspruchsvoll, weil wir in kürzester Zeit extrem viel Stoff bewältigen mussten.“ An manchen Tagen war sie mehr als zehn Stunden in der Uni und immer noch nicht fertig. Sie schätzt, dass im ersten Jahr etwa 40 bis 60 Wochenstunden anfielen.

Kosten: Die Studiengebühren belaufen sich für alle Nicht- Schweizer, die nicht über eine entsprechende Aufenthaltsbewilligung verfügen, seit 2025 auf 2.190 CHF pro Semester, hinzu kommen Lebenshaltungskosten von 1.500 bis 2.500 CHF pro Monat, davon etwa 900 CHF für Miete. „Im ersten Jahr war ich aufgrund des hohen Lernpensums auf mein Erspartes und die Unterstützung meiner Mutter angewiesen“, erzählt Sonja. Mittlerweile leitet sie an der ETH wöchentlich eine Übungsstunde in dem Fach „Einführung in die Programmierung“ und verdient für einen Aufwand von 10 bis 15 Stunden pro Monat 30,70 CHF brutto pro Stunde.

Karriere: An ihren Bachelor schließt Sonja den Master an, da sie ein großes Interesse an der Forschung hat. Zudem ist sie seit 2024 Vorstandsmitglied im Analytics Club an der ETH, der größten Studierendenvereinigung für Data Science in Europa, und engagiert sich dort bereits seit 2023 im Komitee. Sonja weiß, dass ein Abschluss an der ETH ein Türöffner sein kann. „Den meisten Firmen ist bewusst, dass wir nicht nur die fachlichen Qualifikationen mitbringen, sondern auch die nötige Leistungsbereitschaft.“

Sonjas Tipp:

„Wer ein Studium an der ETH Zürich plant, sollte sich früh über die Zulassungsbedingungen informieren und die Bewerbungsfrist im März nicht verpassen. Anfangs ist Überforderung normal, doch mit der Zeit wächst man hinein und vieles, was am Anfang unmöglich wirkt, wird machbar. Es lohnt sich, dranzubleiben.“

We are ETH

Geschichten von Alumni der ETH Zürich

 

Universität Oxford

Uni: Die University of Oxford in England gehört zu den besten weltweit und hat einen Schwerpunkt auf Forschung. Die einzelnen Studiengebiete sind auf 39 Colleges aufgeteilt, an denen die Studierenden lernen. Einer der vielen internationalen Studierenden ist Max Lin. Der 23-Jährige wollte gerne die Studienkultur in UK erleben und hat eine internationale Uni gesucht, an der er sich persönlich am besten entwicklen konnte. In Oxford hat er das gefunden und ist mit seiner Entscheidung sehr glücklich.

Aufnahmeprozess: Schon ein Jahr vor dem Start seines Bachelors in „Biomedical Science“ musste Max seine Bewerbung einreichen, ein paar Monate zuvor begann er mit den Vorbereitungen. Neben einem Personal Statement und Zeugnissen brauchte er ein Empfehlungsschreiben eines Lehrers und musste sich auf einen Test vorbereiten, der Fragen zu Logik und Wissenschaft aber auch einen Essay beinhaltete. Mit einer Mentorin von Project Access arbeitete er intensiv an der Bewerbung. „Diese Unterstützung war ausschlaggebend.“

Erwartungen: Max war sehr positiv überrascht, wie sozial es an einer Uni wie Oxford abläuft, was durch das Collegesystem verstärkt wird. Das Arbeitspensum aber war hoch – wenn auch nicht auf den ersten Blick ersichtlich. „Oxford ist das, was du daraus machst“, sagt er. Die Pflichtveranstaltungen hielten sich mit rund 15 Stunden pro Woche in Grenzen, die Zeit fürs eigenständige Lernen hingegen war mehr als doppelt so hoch. Die Schwierigkeit: Es gibt pro Jahr nur ein Examen und besteht man dieses nicht aufs zweite Mal, ist man raus.

Kosten: Während es für die Masterstudiengänge viele Vollstipendien gibt, von denen Max auch eines hat, bekommen ausländische Studierende im Bachelor kaum Unterstützung. Vor allem seit dem Brexit. Bei Max‘ Bachelor lagen die Gebühren pro Jahr bei rund 30.000 Pfund, was knapp 35.000 Euro sind. Mittlerweile sind die Kosten deutlich gestiegen und können je nach Studiengang bei bis zu 50.000 Pfund liegen. „Für den Bachelor habe ich mir privat vier kleine Stiftungen gesucht, die mich unterstützt haben“, erklärt Max. Hinzukamen Kosten für das Wohnen, plus hohe Lebenshaltungskosten, die vergleichbar mit denen in München oder Berlin sind.

Karriere: Max geht davon aus, dass er mit seinem Abschluss später mal einen gut bezahlten Job haben wird, betont aber: „Man darf die Kosten im Studium nicht als Return on Investment sehen. Am Ende zahlt es sich vielmehr dadurch aus, wie man sich persönlich entwickeln konnte und welches Netzwerk man aus Oxford mitnimmt.“ Max konnte schon im Studium bei großen Unternehmen Praktika ablegen und in international führenden Laboren Erfahrung sammlen. „Ohne Oxford im Lebenslauf hätte das wahrscheinlich nicht geklappt.“ Jetzt während Max‘ Master kommen regelmäßig renommierte Wissenschaftler – etwa mit Führungspositionen bei der WHO – und andere Menschen mit Berufserfahrung in den Unterricht, um den Studierenden von ihrer Arbeit zu erzählen.

Max Tipp:

sich Gedanken zu machen, ob man an eine Uni wie Oxford will. Man darf sich nicht scheuen, auf andere zuzugehen und Unterstützung zu erfragen, etwa Mentoren, Lehrer oder auch während der Schule schon den Kontakt zu Professoren an lokalen Unis suchen, um etwa erste Laborerfahrungen zu sammeln.“

studieren weltweit

Auslandserfahrung Cambridge

 

KU Leuven

Uni: Die KU Leuven nahe Brüssel ist eine der ältesten Unis in Europa und landete im Times Higher Education Ranking 2025 auf Rang zwölf. Die internationalen Rankings waren Thoma wichtig, zudem der Standort. „Die Uni ist renommiert und hat international einen guten Ruf, da ich später außerhalb der DACH-Region arbeiten will, war mir das wichtig.“

Aufnahmeprozess: Für Business Administration ist zusätzlich zur Online-Bewerbung ein Englisch-Sprachtest notwendig und nicht EU-Studierende brauchen einen anerkannten Mathematik-Test. „Das sind Kriterien, die sind machbar“, sagt Thoma. „Das System ist eher darauf ausgelegt, viele aufzunehmen und dann auszusieben.“ Gerade im ersten Jahr ist das Stoffpensum enorm und pro Prüfung gibt es vier Versuche, wer das nicht schafft, fliegt raus. Zu Beginn zählte Thomas Semester etwa 950 Studierende – im dritten Jahr war etwa ein Drittel übrig.

Erwartungen: Thoma war positiv überrascht vom Studentenleben. Obwohl die KU Leuven keine Campus-Uni ist, sondern Fakultäten, Hörsäle und Labore über die Stadt verteilt sind, fand er schnell Anschluss – auch dank Events der Uni.

Kosten: Die Bewerbungsgebühr beträgt rund 90 Euro, pro Semester werden für EU-Studierende rund 600 Euro fällig. Die Lebenshaltungskosten liegen zwischen 800 und 1.200 Euro pro Monat. Thoma lebt mit zwei Mitbewohnern in einem Apartment etwas außerhalb vom Stadtzentrum und zahlt rund 700 Euro warm im Monat.

Karriere: Als Sitz vieler EUInstitutionen ist Brüssel ein guter Standort für den Karriere- Boost. „Zum Beispiel haben wir in den Bars vor dem Europaparlament Diplomaten oder Mitglieder des Parlaments getroffen, mit denen wir uns ganz locker unterhalten konnten.“ Zusätzlich bietet die KU Leuven viele Events zum Netzwerken an.

Thomas Tipp:

„Im ersten Jahr habe ich viele Zweitversuche gebraucht und kann daher aus Erfahrung sagen: Scheu dich nicht, andere um Rat oder Hilfe zu fragen, etwa Studierende aus höheren Jahren oder Studienberater.“

TU München

Uni: Derya kommt aus Istanbul und hat eine deutsche Schule besucht. Daher war ihr klar, dass sie auch in Deutschland studieren möchte. „Gerade wenn man Ingenieurwesen studieren will, ist Deutschland eine gute Wahl. Die meisten Unis sind auf einem hohen Level.“ Erst recht die TUM.

Aufnahmeprozess: Sowohl für den Bachelor als auch den Master hat sich Derya über das Online-Portal der Uni beworben. Zusätzliche Verfahren waren nicht notwendig. „Wenn man den Bachelor schon an der TUM gemacht hat, kommt man in die Master recht einfach rein“, weiß sie.

Erwartungen: Mit der Sprache hat sich Derya zu Beginn schwergetan, auch wenn sie schon fünf Jahre Deutsch gelernt hat. „Die Begriffe im Maschinenwesen sind schon sehr speziell.“ Fächer wie Mathe und Physik dagegen waren für sie kein Problem.

Kosten: Für das Studium zahlt Derya wie deutsche Studierende einen Semesterbeitrag von knapp 100 Euro. Studierende aus Nicht-EU-Ländern müssen allerdings für einen Bachelor 2.000 bis 3.000 Euro pro Semester und für einen Master 4.000 bis 6.000 Euro pro Semester zahlen.

Karriere: Um sich Miete und Studium leisten zu können, hat Derya immer nebenher gearbeitet. Nach dem Studium will sie am liebsten in München bleiben und in die Forschung und Entwicklung gehen.

Das perfekte "Personal Statement"

Überzeuge das Admissions Team deiner Wunsch-Uni mit einem tollen Motivationsschreiben. Laura Beck von Project Access Germany, weiß, worauf es ankommt. Immerhin hat sie es mit ihrem eigenen Personal Statement gleich zu zwei Top-Unis geschafft.

Lauras Tipps:

  1. Mache dir vor dem Schreiben genaue Gedanken und finde einen roten Faden, der sich als stimmiges Narrativ durch deine Bewerbung zieht.
  2. Wiederhole nicht deinen Lebenslauf im Personal Statement, sondern setze alles in einen Kontext. Beschreibe etwa, warum du ein Praktikum gemacht hast und was es dir gebracht hat.
  3. Schreibe so detailreich und spezifisch wie möglich, was dich an der Uni und dem Studiengang interessiert. Nenne auch Professoren und warum sie für dich spannend sind.
  4. Suche über Organisationen wie Project Access oder bei LinkedIn Studierende, die wissen, wie die Uni gerne wahrgenommen werden will.
Die Autorin
Nina Probst

Von Laufen über Klettern bis hin zu Eishockey, Nina ist eine Sportskanone. Neben dem Sport gehört auch das Texten zu ihrer Leidenschaft. Die hat sie auch zu ihrem Beruf gemacht und ist nun als freie Texterin tätig.