Jobs for Future
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Hast du schon mal über einen nachhaltigen Beruf nachgedacht? Solltest du! Denn im Klima- und Umweltschutz sind Fachkräfte gefragt wie nie. Ob als Manager:in oder Ingenieur:in – durch aktuelle Ereignisse, politische Zielsetzung und ein gesellschaftliches Umdenken sind die Karrierechancen rund um das Klima richtig gut.
Wohnen, Mobilität, Ernährung: Der ökologische Fußabdruck zeigt, wie viele Ressourcen wir benötigen, um zu leben und unseren Abfall zu entsorgen. Deutschland liegt bei 4,7 globalen Hektar (gha), im weltweiten Durchschnitt hat jede Person einen ökologischen Fußabdruck von 2,77 gha. Nachhaltig wäre er dann, wenn er 1,6 gha nicht überschreiten würde. Doch davon sind wir noch immer weit entfernt. Immerhin will Deutschland bis 2045 klimaneutral sein, sogar fünf Jahre früher als ursprünglich geplant. Nur: Wie kann das funktionieren und welche Möglichkeiten haben wir, das zu unterstützen?
Beruflich für das Klima einsetzen
Jede und jeder einzelne von uns kann seinen Beitrag dazu leisten – indem wir weniger Auto fahren, weniger Fleisch essen, weniger Müll produzieren. Fest steht aber: Wenn große Unternehmen und die Länder selbst nicht nachhaltig denken und handeln, werden diese Mühen vergebens sein. Das hat auch Sebastian Grieme (22) erkannt, der einer der Köpfe von Fridays for Future ist: „Mit meinem eigenen Verhalten kann ich andere inspirieren und die Politik antreiben. Das allein reicht aber nicht.“ Daher will er sich auch beruflich für das Klima engagieren.
Möglichkeiten dazu gibt‘s viele. Sebastian hat nach seinem Abitur ein Physikstudium begonnen und er kann sich gut vorstellen, sein Wissen später für die Klimaforschung einzusetzen. Viele seiner Mitaktivistinnen und -aktivisten wollen beruflich lieber in die Politik gehen, um dort etwas zu bewegen. Sebastian kann das gut verstehen, immerhin hat er bei Fridays for Future selbst viel über politische Arbeit gelernt. „Ich wollte aber tiefer hinter die Prozesse des Klimawandels blicken. Physik ist dabei sehr wichtig, auch wenn im Studium nicht immer offensichtlich ist, welche Rolle die Inhalte im Klimasystem spielen.“ Womöglich setzt er noch einen Master in Meteorologie obendrauf, um sich noch stärker mit dem Klima auseinanderzusetzen.
400.000 zusätzliche Fachkräfte gefragt
Die Weichen für eine Karriere im Umwelt- und Klimaschutz sind bereits gestellt: Die Vorhaben der neuen Ampelkoalition zum Klimaschutz und sozialen Wohnungsbau sorgen einer Studie zufolge für viele neue Jobs, denn ab 2025 werden in diesen Bereichen etwa 400.000 zusätzliche Erwerbstätige benötigt.
Sebastian sieht den Fortschritt, der hinter diesem Bedarf an Fachkräften steckt: „Der Abschied vom Verbrennungsmotor kommt langsam ins Rollen und wir steuern mit kleinen Schritten auf eine klimaneutrale Industrie zu. Das zeigt mir: Aktivismus wirkt. Allerdings ist die Klimakrise so groß, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben.“ Dass Deutschland mit Robert Habeck (Die Grünen) nun einen Klimaschutz-Minister hat, ist für ihn ein wichtiger Baustein auf dem Weg dorthin, wenn auch in seinen Augen noch lange nicht ausreicht, was die Politik gegen den Klimawandel unternimmt.
Generation Klima
Der Podcast der BUND Jugend vertieft dein Wissen über den Klimawandel und sucht nach Antworten, wie das gute Leben für alle aussehen kann.
Klimazentrale
Im SWR-Podcast sprechen der ARD-Umweltexperte Werner Eckert und Umweltökonom Tobias Koch über aktuelle Fragen rund um Klima- und Umwelt.
1,5 Grad
Fridays for Future Aktivistin Luisa Neubauer thematisiert unseren Umgang mit der Klimakrise und spricht mit Akteur:innen aus Politik, Wissenschaft und Kultur.
Ob Biologie oder Chemie, Geoökologie oder Ozeanographie: Naturwissenschaftlerinnen und Ingenieure sind in Sachen Klimaschutz gefragt wie nie. Schließlich sind sie diejenigen, die unsere Umwelt verstehen und Lösungen, für die Probleme entwickeln und umsetzen können.
Darauf zielt zum Beispiel der Studiengang „Regenerative Energien (B. Sc.)“ an der HTW Berlin ab. Doch Studiengangssprecher Volker Quaschning bemerkt – wider seinen Erwartungen – rückläufiges Interesse. „Man hätte meinen können, dass gerade durch Fridays for Future ein Run auf solche Studiengänge entstehen würde“, sagt er. „Dass das nicht so ist, besorgt mich. Denn wir brauchen unbedingt Fachkräfte in diesem Bereich.“
Absolvent:innen mit tollen Karrierechancen
Der Studiengang bildet dazu aus, regenerative Energiesysteme zu planen, zu entwickeln und sie zu optimieren. Mit super Karrierechancen. „Unsere Absolventinnen und Absolventen kriegen sofort einen Job, meistens gleich bei dem Unternehmen, wo sie auch ihre Abschlussarbeit geschrieben haben“, sagt Quaschning. Etwa Unternehmen aus dem Bereich der Wind-, Wasser- oder Solarkraft, aber auch in der Elektromobilität.
Der Professor ist sicher: Nur wenn wir uns in den nächsten zehn bis 15 Jahren energietechnisch komplett neu aufstellen, können wir die Krise stoppen. Der Krieg in der Ukraine und Deutschlands Abhängigkeit von russischem Gas und Öl hat die Brisanz des Themas noch verschärft. „Die Problematik kommt nicht überraschend, wir entwickeln in unserem Studiengang seit Jahren eine Welt ohne Öl und Gas. Allerdings trauen sich viele Schülerinnen und Schüler einen Studiengang der Ingenieurswissenschaften nicht zu und wissen dann gar nicht, was wir dort genau machen“, stellt Quaschning fest.
Doch viel mehr als ein Einser-Abitur in Mathe und Physik ist für ihn die Motivation entscheidend, um sich für einen solchen Studiengang zu qualifizieren. Die Motivation, etwas gegen die Abhängigkeit von Autokraten wie Putin und für den Klimaschutz zu tun.
Dass es notwendig ist, hier aktiv zu werden, hat mittlerweile nicht nur die Generation Z erkannt. Auch in der breiteren Gesellschaft ist das Thema bereits angekommen. Laut einer Umfrage des Umweltbundesamts von 2020 stufen 65 Prozent der Bevölkerung den Umwelt- und Klimaschutz als sehr wichtig ein. Vor allem in der Energiepolitik (70 Prozent), der Landwirtschaftspolitik (59 Prozent), der Städtebaupolitik (57 Prozent) sowie der Verkehrspolitik (51 Prozent) sollte das Thema nach Meinung der Befragten eine besonders große Bedeutung haben.
Unternehmen warten ungeduldig
Für die Joblandschaft bedeutet das: Immer mehr Fachkräfte sind gesucht, die sich mit den Themen auskennen. Und gerade für diejenigen, die einen Studienabschluss haben, bieten sich damit nicht nur gute Verdienstmöglichkeiten, sondern auch tolle Chancen aufzusteigen. „Wir benötigen viele Kräfte, die die Energiewende organisieren können. Die Karrieremöglichkeiten sind sehr gut“, sagt Prof. Dr. iur. Tanja Barton, die an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) im Studiengang „Management erneuerbarer Energien“ (B.Sc.) lehrt. Sie bemerkt, dass spätestens seit Fridays for Future der Klimaschutz in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei. Also auch bei den kommenden Generationen an Studierenden, was sich hoffentlich sehr bald auch in den Bewerberzahlen niederschlage.
Stromwende. Wärmewende. Mobilitätswende. Das Interesse der Studierenden sei breit gefächert und das der Unternehmen riesig, sagt Barton. „Im fünften Semester absolvieren die Studierenden ein Praxissemester bei Firmen, in denen sie häufig dann auch als Werkstudenten arbeiten. Die Unternehmen können es kaum erwarten, bis unsere Studierenden ihren Abschluss haben und würden sie am liebsten direkt rekrutieren“, erzählt die studierte Umweltjuristin. Schon mit dem Bachelor können die Absolventinnen und Absolventen in das Berufsleben einsteigen. Ein Master werde vielfach gerne gesehen, aber nicht unbedingt erwartet, so Bartons Erfahrung.
Link-Tipp
Study-Green-Energy
Auf der Plattform erhältst du einen Überblick über Angebote aus Deutschland, Österreich und der Schweiz rund um Ingenieursstudiengänge mit dem Schwerpunkt Umwelt- und Klimaschutz.
Hier findest du das passende Studium in deinem Wunschort: www.studygreenenergy.eu
Doch Klimaschutz ist noch mehr als regenerative Energien, auch wenn dieses Thema aufgrund des Ukraine-Kriegs gerade besonders ins Bewusstsein drängt. An der HSWT gibt es beispielsweise auch Studiengänge wie „Bio-Lebensmittel & Business“ oder „Umweltsicherung“, in denen sich die Studierenden mit der Umwelt und dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen.
„Wir brauchen sowohl Manager, die diese Themen planen und entwickeln, als auch die Techniker, die sie dann umsetzen. Und wir müssen Tempo machen“, betont Tanja Barton. All denjenigen, die sich noch nicht sicher sind, welches Klima-Studium zu ihnen passt, rät sie, die Studieninfotage der Hochschule zu besuchen oder sich nach vorheriger Anmeldung einfach mal in die Vorlesungen zu setzen.
For-Future-Netzwerke nutzen
Bei Fridays for Future diskutieren Sebastian Grieme und seine Mitstreiter:innen viel über das Engagement für das Klima durch einen passenden Beruf. „Natürlich hat nicht jeder Lust auf eine naturwissenschaftliche Richtung. Aber die Möglichkeiten sind sehr breit und durch das Umfeld von Fridays for Future haben wir ein starkes Netzwerk, das uns auch beruflich inspirieren kann.“ Und das „For-Future“-Netzwerk geht noch weiter. Auch die Students for Future Bewegung kämpft gegen die Klimakrise, genauso wie die Scientists for Future. Letztere hat Volker Quaschning mitbegründet. Denn nicht nur als Professor, auch als Wissenschaftler will er sich einsetzen für eine nachhaltige Zukunft.
Bei Scientists for Future bewerten Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen die aktuellen Entwicklungen, beleuchten Zusammenhänge, benennen mögliche Zielkonflikte und unterstützen wissenschaftlich fundierte Forderungen anderer For-Future-Gruppen. Beispielsweise auch zu den aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und der Abhängigkeit von russischem Erdgas nimmt die Vereinigung Stellung und zeigt Lösungswege auf.
Mit seinem Podcast, auf seinem YouTube-Kanal und mit dem neu erschienen Buch richtet sich Quaschning mit seinen Botschaften nicht nur an Schüler:innen und Studierende, sondern an die breite Bevölkerung. „Ich habe auch die Aufgabe, aufzuklären. Denn Energiewende und Klimaschutz können nur funktionieren, wenn die Gesellschaft das alles mitträgt.“
Wie kommen wir aus der Klimakrise? Reicht die Energie von Sonne und Wind? Über diese und andere Fragen schreibt er in seinem Buch „ENERGIEREVOLUTION JETZT!“ und erklärt mit seiner Frau Cornelia Quaschning an konkreten Beispielen, wie uns der Umstieg auf eine nachhaltige Wirtschaft gelingen kann. Und wie wir – endlich – unseren ökologischen Fußabdruck verkleinern können. Wir als Personen, aber auch wir als Land.
Deine Klima-Karriere
Welche Berufsfelder gibt es, was muss ich dazu studieren und was kann ich dabei verdienen?
1. Ingenieur:in im Bereich Umwelttechnik/ Erneuerbare Energien
Tätigkeit: Als Ingenieur:in entwickelst du Technologien und Anlagen, die die Umwelt schützen und Treibhausgase reduzieren. Dazu gehören etwa das Planen von Solarund Windkraftanlagen sowie die Entwicklung intelligenter Netze und Lösungen für die Energiewende.
Verdienst: 48.000 - 79.000 Euro
Passendes Studium: Energie und Umwelttechnik (B.Eng.)
2. Umweltgutachter:in
Tätigkeit: Du beurteilst etwa, ob Unternehmen mit einem Umweltmanagementsystem nach bestimmten Standards diese auch erfüllen. Dabei erstellst du Gutachten über die Öko-Bilanz eines Unternehmens und stellst gesetzlich vorgeschriebene Prüfbescheinigungen aus.
Verdienst: 39.000 - 56.000 Euro
Passendes Studium: Umwelt- und Bioressourcenmanagement (B.Sc.)
3. Corporate Social Responsibility (CSR) Manager:in
Tätigkeit: In Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen, Geschäftsführung, Lieferanten und oft auch Kunden entwickelst und implementierst du nachhaltige Strategien, um den ökologischen Fußabdruck deines Unternehmens zu verbessern.
Verdienst: 43.000 - 67.000 Euro
Passendes Studium: Sustainability Management & Social Responsibility (B.A.)
4. Energiemanager:in
Tätigkeit: Als Wissenschaftler: in und Ingenieur:in unterstützt du Unternehmen oder Kommunen dabei, ihre Energieausgaben zu senken und ihre Klimabilanz zu verbessern. Dazu findet ihr gemeinsam Wege zur Verbesserung der Energieeffizienz und zur Senkung des Energieverbrauchs.
Verdienst: 48.000 - 62.000 Euro
Passendes Studium: Management erneuerbarer Energien (B.Sc.)
5. Abfallbeauftragte:r
Tätigkeit: Du hilfst Unternehmen und Gemeinden dabei, mit speziellen Lösungen und Vorrichtungen das Abfallaufkommen vor Ort zu reduzieren und passende Recyclingstrategien sinnvoll umzusetzen. Auch mit Gefahrenkunde und der Rechtslage kennst du dich aus.
Verdienst: 39.000 - 51.000 Euro
Passendes Studium: Recycling und Entsorgungsmanagement (B.Eng.)
Von Laufen über Klettern bis hin zu Eishockey, Nina ist eine Sportskanone. Neben dem Sport gehört auch das Texten zu ihrer Leidenschaft. Die hat sie auch zu ihrem Beruf gemacht und ist nun als freie Texterin tätig.