Palina Rojinski: „Nach dem Abi fand ich Freiheit gut. Im Studium nicht“
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Mit sechs Jahren ist Palina aus Russland nach Deutschland gezogen. Nach dem Abi wollten bei ihr „alle in die Medien“. Sie eigentlich nicht – und ist nun trotzdem da. Das ist gut so: Denn sie ist eine der lustigsten Frauen im Fernsehen. Und sie findet: Das Leben ist schön!
Palina, weißt du noch, wie es war, als der Lebensabschnitt Schule für dich zu Ende ging?
Ich kann mich genau an meinen letzten Schultag erinnern. Ich trug einen roten Pulli und Jeans. Und ich hab Fotos von allem gemacht, um den letzten Tag festzuhalten.
Wie hat sich das Ende für dich angefühlt?
Komisch. Ich hab bestimmt zwei Monate gebraucht, um wirklich zu realisieren, dass die Schulzeit jetzt vorbei ist.
Wusstest du in der Schule, was du später machen willst?
Nein, ich fand es eher anstrengend, wenn meine Mitschüler ständig fragten (Stellt ihre Stimme von angenehm auf nervig): Weißt du schon, was du studieren willst, hast du dich schon angemeldet? – Das hat mir Angst gemacht. Ich hatte tausend Fragen im Kopf: Bin ich gut genug? Nimmt mich überhaupt jemand? Gibt es irgendwo noch Plätze?
Nach dem Abschluss hast du zunächst frei gemacht.
Genau – das war gut so. Ich konnte mir Gedanken machen, was ich will. Erst fand ich Journalismus spannend. Aber als ich Abi gemacht habe – wahrscheinlich ist das immer noch so – wollten alle „was mit Medien“ machen. Auch die Mädchen mit 1er-Schnitt, die eigentlich Zahnärztinnen hätten werden sollen.
Palina Rojinski
1991: Umzug von Leningrad (heute St. Petersburg) nach Berlin
2005: Nach langer Schulkarriere auf vielen Schulen Abi in Berlin
2009: TV-Start bei MTV, erster Kinofilm „Männerherzen“
2012: Erste eigene Show auf ZDFneo: „Zirkus Rojinski“
2013: Deutscher Fernsehpreis für „Got to Dance“
2019: Palina hat einen eigenen Podcast Podkinski
Du hast dann aber nicht Journalismus studiert, sondern Geschichte und Literatur.
Ja, ich war auf der Humboldt-Universität in Berlin. Die wahrscheinlich anonymste Uni Deutschlands. Und was ich nach dem Abi erst gut fand – Freiheit, ein bisschen Erwachsenwerden, kein Stundenplan – fand ich dort hinderlich. Den Plan musste man sich nämlich selbst zusammenstellen. Bis man überhaupt das System kapiert – ein Semester sollte man allein dafür reservieren. Dort seinen eigenen roten Faden zu stricken, fand ich extrem herausfordernd.
Warst du beliebt in der Schule?
Ich war so das Bindeglied zwischen allen. Ich hab mich gut mit den Nerds verstanden, den Türken, den Arabern, den Skatern, den Jüngeren und den Älteren. Ich konnte mit allen eigentlich ganz gut.
Was kann man aus deiner Sicht an Schule verbessern?
Das sind so viele Dinge. Ein großes Problem sind – neben schlechten Lehrern – viele Schüler, die keinen Bock haben, Sachen zu lernen, weil sie meinen, das sei uncool. Aber eigentlich haben die Lehrer alles in der Hand: Sie haben den direkten Kontakt! Was mich desillusioniert hat, war übrigens, dass das Leben anders ist, als die Lehrer uns immer erzählt haben: Es ist schöner. Lehrer machen einem keinen Spaß aufs Leben. Und man sollte nicht so früh mit dem Unterricht anfangen.
Weil da noch keiner fit ist.
Genau! Wer kann denn schon um acht Uhr denken?! Und man tut ja auch nicht nur den Schülern etwas an, sondern auch den Eltern. Meine armen Eltern – die haben sich immer abwechseln müssen mit Schulbrot machen. Ich hatte übrigens immer das schlechteste Schulbrot, keinen Doppeldecker wie die anderen, sondern immer ein gewelltes, getoastetes Schwarzbrot mit einer einsamen Scheibe Wurst. Ich hab immer versucht zu tauschen, aber keiner wollte. (lacht)
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Hast du deine Karriere geplant oder bist du in sie „reingerutscht“?
Generell entscheide ich gerne aus dem Bauch heraus. Bei mir ist es so: Wenn sich eine Entscheidung nicht gut anfühlt – auch wenn sie kopfmäßig vielleicht die beste ist – mache ich es nicht. Weil ich die Sache dann nicht gut machen kann. Mir hat bei meinem Weg geholfen, dass ich kommunikativ bin. Sodass die Leute wussten: Ah, die weiß was, die ist nicht dumm und irgendwie offen. Und dann wurde ich zum Casting eingeladen von MTV Home. Das war übrigens schlimm.
Erzähl doch mal.
Ich kam da an mit einer Gesichtsallergie. Ich hatte wegen einer neuen Creme Ekzeme im Gesicht, die man überhaupt nicht abdecken konnte. Und während ich da sitze und mich zusammenreiße, dass ich nicht heule, weil ich so schlimm aussehe bei meinem Casting für MTV, sagen die so (verstellt ihre Stimme): „Der Joko kommt gleich noch“ – und ich so: Bitte, Joko? Den kannte ich damals nur aus dem Fernsehen. Das hat es nicht besser gemacht. Das Casting lief aber ganz gut. Joko war auch nett. Ja, und dann war ich plötzlich die Assistentin bei MTV Home. Aber so war es immer: Es ist alles immer irgendwie entstanden.
Man muss sich also gar nicht immer Sorgen machen?
Im Gegenteil. Ich glaube, dass man mit zu großen Sorgen – von denen ich auch nicht frei bin – Entwicklungen aufhält, weil die Sorgen bestimmte Kanäle verstopfen. Weil der Kopf voll ist mit: Wird was aus mir? Krieg ich‘s hin? Man versucht besser, sich auf sich selbst zu konzentrieren, um seine Stärken noch zu stärken.
Was sagen deine Eltern eigentlich zu deinem Weg?
Ich glaube, ich habe die glücklichsten Eltern der Welt! Die sind so stolz! Die verstehen zwar nicht alles, was ich da mache, aber die haben einen guten Humor! Die haben beim „Speed-Dating“ bei „Circus Halligalli“ richtig herzlich gelacht. Mein Vater konnte nicht mehr! Ein ganz schlimmes Bild, auf dem mein Gesicht praktisch aus meinen Knochen rauskommt, wollte er als Hintergrundbild auf seinem Handy haben. Meine Mama hat ihn dann geschimpft, und dann hat er’s gelassen. (lacht)
Bei dem Stolz schwingt natürlich auch immer noch mit, dass sie damals aus der Sowjetunion ausgewandert sind, um den Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen. Und jetzt hat quasi das Immigranten-Kind es geschafft! Aber – ehrlich gesagt – für mich und meine Familie ist das alles immer noch irgendwie ein bisschen komisch!
Vielen Dank für das Interview, Palina!
Abischnitt: 2,8
Wie oft verliebt gewesen? Keine Ahnung – oft.
Ich mache Fernsehen, weil… ich echt Spaß dran hab.
Wer sieht besser aus: Joko oder Klaas? Tagesform-abhängig und Bartlängen-abhängig.
Wie oft ins Fitness-Studio? 2 bis 3 mal pro Woche. Aber nicht Fitness-Studio, einfach Sport.
Ich bin typisch russisch, weil… ich gerne Zwiebeln und Knoblauch esse.
Ich bin typisch deutsch, weil… Ich weiß es nicht – wirklich – ich bin ja nicht mal pünktlich.
Mein Mode-Geschmack ist gut, weil… der immer anders ist.
Das würde ich gern noch lernen: Klavier, Gitarre.
Es ärgert mich, dass… ich in der Schule nicht so gut Französisch gelernt habe.
Wenn er nicht gerade schreibt oder liest, dann spielt Lars Tischtennis oder fährt gerne mit alten Autos oder Motorrädern herum. Während seiner Schulzeit gehörten Deutsch und Erdkunde zu seinen Lieblingsfächern.