VIP-Interview

Elyas M'Barek: „Die Lehrer hatten mich aufgegeben“

Lesedauer: 7 min

Die Schullaufbahn von Elyas M’Barek verlief wie eine Achterbahnfahrt. Vom Gymnasium bis runter auf die Hauptschule und wieder zurück. Beim Abi war er dann Klassenbester. Seine Disziplin hat ihm auch bei seiner Schauspielkarriere geholfen.


Elyas M'Barek
Elyas M'Barek
An eine große Karriere glaubte Elias einst selbst nicht. Heute ist er ein gefeierter Star.
© Daniel Biskup
© Daniel Biskup
Elyas M'Barek
An eine große Karriere glaubte Elias einst selbst nicht. Heute ist er ein gefeierter Star.
Elyas M'Barek

Elyas, du bist als Cem in der Serie „Türkisch für Anfänger“ bekannt geworden. Cem fällt beim Abitur durch. Wie ist deine eigene Schulkarriere verlaufen?
Ich bin mittelmäßig bis gut gestartet und hab dann in der Pubertät total abgebaut, weil ich keine Lust mehr hatte. Ich hab aufgehört zu lernen – und musste etliche Klassen wiederholen. Ich bin vom Gymnasium bis runter auf die Hauptschule. Dort hab ich dann die Kurve gekriegt, weil ich durch Erfolge neue Motivation bekam. Ich hab wieder angefangen zu lernen und alles nachgeholt. Im Abitur war ich dann sogar richtig gut. Das war eine wichtige Erfahrung. Ich habe gemerkt, dass man niemals aufgeben darf.

Eine Zeit lang gehörtest du zu den schlechtesten Schülern.
Ja. Meine Lehrer hatten mich aufgegeben und meine Eltern dachten wohl, aus dem Jungen wird nichts mehr. Und es hat trotzdem noch funktioniert. Am Ende ging es sogar so weit, dass ich als Klassenbester mein Abi gemacht habe. Es war wichtig zu sehen, dass wenn man was tut und sich nicht selbst aufgibt, man es immer irgendwie schaffen kann.

Nach dem Abi hast du dann angefangen, BWL zu studieren…
Das war eher so alibimäßig. Ich habe ja während meiner Schulzeit schon gedreht, aber es gab keine größeren Rollen für mich wie heute mit „Türkisch für Anfänger“ oder „Fack ju Göhte“. Insofern hab ich damals angefangen, BWL zu studieren, weil ich dachte, dann kann ich darauf aufbauend immer noch Filmproduktion studieren.

Die Karriere

Elyas M'Barek

2020: „Nightlife“

2019: „Der Fall Collini“

2017: „Dieses bescheuerte Herz“ und „FACK JU GÖHTE 3“

2016: „Willkommen bei den Hartmanns“

2015: „FACK JU GÖHTE 2“ und „Traumfrauen“

2013: „FACK JU GÖHTE“ und „Der Medicus“

2012: „Türkisch für Anfänger“ – der Film

2010: Spielt Bushido in jungen Jahren: „Zeiten ändern dich“

2009: An der Seite von Matthias Schweighöfer in „Männerherzen“

2006: Deutscher Fernsehpreis, Beste Serie: Türkisch für Anfänger

2001: Abitur

2000: Erster Film: „Mädchen Mädchen“

Hast du das Studium auch begonnen, um deine Eltern zufriedenzustellen?
Ja, die sollten schon das Gefühl haben, ich mach was Richtiges. Aber ich habs nicht nur für sie gemacht, auch für mich. Als Absicherung. Nach dem Motto: Ich mach ja doch was Sinnvolles!

Irgendwann war dann aber Schluss mit Studium…
Nach der zweiten Staffel „Türkisch für Anfänger“ hab ich dann aufgehört. Obwohl ich theoretisch sogar fünf Semester studiert habe. Physisch war ich aber nicht anwesend. Ich hab auch nur drei Scheine gemacht.

Am Anfang deiner Schauspielkarriere hast du viele Jugendliche mit Migrationshintergrund gespielt.
Das stimmt. Ich hab das aber nie als Problem empfunden. Das ist ja immer so, wenn man Nachwuchsschauspieler ist, bekommt man fast immer nur Klischee-Rollen angeboten, weil man äußerlich ein bestimmtes Rollenprofil erfüllt. Es passiert den Wenigsten, dass sie gleich mit tollen Rollen gesegnet sind. Aber ich hab das nie als Problem empfunden. Ich war froh, dass ich überhaupt drehen durfte.

Ganz persönlich

Zentimeter, die man deinen Waschbrettbauch eindrücken kann... Kommt immer drauf an, ob ich gerade einen Film drehe oder nicht.

Womit kann man dir eine Freude machen für unter 5 Euro... 2 Kugeln Eis.

Erste Freundin mit... 14

Ausgezogen mit... 17 


Wie oft das Herz gebrochen... Ich hoffe, anderen nicht oft und mir selbst: 1 Mal.

Du trägst gern schicke Klamotten, weil... Tue ich das? Mache ich mir keine Gedanken drüber.

Etwas aus deinem ehemaligen Kinderzimmer, das jetzt in deiner Wohnung ist... nix.

Wusstest du schon früh, dass du Schauspieler werden willst?

Nicht wirklich. Eigentlich hab ich mir nie groß Gedanken um meine Zukunft gemacht, als ich zur Schule gegangen bin. Als ich das erste Mal vor der Kamera stand, wusste ich es dann.

Kannst du das näher beschreiben, bitte?
Ich war von der Arbeit an so einem Filmset total begeistert. Von der Arbeitsatmosphäre. Von diesen total geordneten Abläufen im absoluten Chaos. Auch die Leute, die da arbeiteten, haben mich beeindruckt. Bis dahin kannte ich nur spießige Berufe. Ich fands toll, diese ganzen Zirkusleute da zu sehen, die zum Teil mit 40 oder 50 noch die coolsten Dudes sind.

Ein Einstieg in die Filmbranche über deine Familie war aber nicht möglich.
Genau – mein Opa hatte mal ein Kino, aber das ist auch schon der einzige Bezug zum Film. Mein Bruder hat als Kind mal gedreht, da hat mich eine Casting-Agentin dann mal gesehen mit ihm. Und die hat mich dann immer wieder eingeladen. Bis es irgendwann geklappt hat. Eigentlich war es ein Zufall.

Du hast keine Schauspielschule besucht. Würdest du sagen, eigentlich ist es aber notwendig?
Das kann man nie sagen. Natürlich ist es nie verkehrt, ein Handwerk zu erlernen. Ich persönlich hab sehr viel durchs Arbeiten selbst gelernt. Von älteren Kollegen, die ich um Rat gebeten habe. Ich glaube, wenn man zum Theater will, sollte man auf jeden Fall eine klassische Ausbildung machen. Für den Film ist das nicht unbedingt notwendig – auch wenn mir da sicher viele Kollegen widersprechen würden. Ich mache viel aus dem Bauch heraus und lasse mich sehr von meiner Intuition leiten. Das könnte mir wohl eh keine Schauspielschule beibringen.

Ganz generell: Was hast du richtig gemacht?
Ich war immer ehrgeizig und war neugierig und offen. Und ich war immer gut organisiert: Hab versucht, Kontakte zu knüpfen, eine Agentur zu finden und mich auch sonst einfach um alles gekümmert.

Und was falsch?
Ich glaube ja, falsch kann man nie irgendwas machen. Jeder trifft falsche Entscheidungen, das gehört aber auch dazu, weil man durch die Fehler dann wieder lernt. Aber so viel kann ich nicht falsch gemacht haben, sonst wäre ich nicht glücklich in dem, was ich tue.

Was kannst du frisch gebackenen Abiturienten für ihren Lebensweg raten?
Ich rate jedem, nur das zu tun, worauf man wirklich wirklich wirklich Lust hat. Und dabei muss man auf sein Herz hören, nicht so sehr auf den Verstand oder andere Menschen! Denn man darf nicht vergessen: Der Beruf ist das, womit man 70 Prozent seines Tages verbringt. Dabei sollte man nicht unglücklich sein.

Vielen Dank für das Interview.

Der Autor
Lars Christiansen

Wenn er nicht gerade schreibt oder liest, dann spielt Lars Tischtennis oder fährt gerne mit alten Autos oder Motorrädern herum. Während seiner Schulzeit gehörten Deutsch und Erdkunde zu seinen Lieblingsfächern.