Studium

Was studierst du denn?

Lesedauer: 8 min

Wie bitte? Bier brauen, Wein trinken und Videospielen kann man studieren? Safe! Genau wie Gender-Studies und Freizeitwissenschaften. Was du dabei lernst, an welchen Hochschulen du die Fächer findest und was du noch so machen kannst, wenn dir nicht nach BWL ist.

 


Ein Artikel von Stephanie Gerstner, Franziska Riesinger und Silke Weiher

Bock auf Bier?
Bock auf Bier?
Wenn du Brauwesen studierst, lernst du, wie Getränke hergestellt werden - dazu gehört auch Bier.
© Grafik: Tim Paschedag
© Grafik: Tim Paschedag
Bock auf Bier?
Wenn du Brauwesen studierst, lernst du, wie Getränke hergestellt werden - dazu gehört auch Bier.
Bock auf Bier?

Jura weil Papa es so will. BWL, weil du schon in der Schule den Wirtschaftszweig gewählt hast. Oder Medizin, weil es eine sinnvolle Tätigkeit ist UND du Karriere machen kannst. Viele Abiturient:innen gehen bei der Wahl des Studiums lieber keine Experimente ein. Mehr als die Hälfte entscheidet sich für vertraute Fächer, die den persönlichen Interessen entsprechen, sagt eine Studie der Online- Plattform Statista aus dem Jahr 2022. Außerdem spielen die Berufsaussichten bei der Wahl des Studiums eine wichtige Rolle. Deshalb lieber auf Nummer sicher gehen – mit Germanistik, Maschinenbau oder Lehramt, da weiß man, was man hat. Natürlich ist dieses Vorgehen vernünftig. Was aber, wenn du genau das Gegenteil von dem machen willst, was die Masse macht? Du wirst überrascht sein, wie viele Hochschulen und Universitäten es in Deutschland gibt, die spannende Studiengänge anbieten. Wusstest du zum Beispiel, dass man Urbanistik studieren kann? Auch „Gender Studies“ klingt interessant, schließlich spielt das Thema in unserer Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle. Hast du Lust, dort zu arbeiten, wo andere Spaß haben? Zum Beispiel nach einem Studium rund ums Zocken? Wir haben uns für euch umgehört und nach Studiengängen mit besonderen Eigenschaften gesucht. Vielleicht ist dein Lieblingsfach dabei?

Brauwesen und Getränketechnologie

Worum geht’s da? Die Produktion, Qualitätssicherung und Herstellung von Bier und Softgetränken

Welche Fächer habe ich? Physik, Ernährungsphysiologie, Mikrobiologie

Wo kann ich studieren? Zum Beispiel an der TU München, TU Berlin oder der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.

Aufnahmekriterien/Abschluss? Teilweise zulassungsbeschränkt, Abschluss: Bachelor (B.Sc. oder B.Eng.)

Was kann ich später damit machen? Zum Beispiel im Management eines Getränkeherstellers arbeiten.

Verdient man da was? Das Gehalt als Brauer:in liegt im Schnitt zwischen 31.500 und 47.000 Euro*.

Fun Fact: Die Brauerei Weihenstephan, wo auch die Uni ist, ist die älteste der Welt. Sie ist seit fast 1.000 Jahren ununterbrochen in Betrieb.

Urbanistik

Worum geht’s da? Um die Entwicklung der Städte von morgen

Welche Fächer habe ich? Stadtentwicklung und -planung, Raumplanung, Denkmalpflege, Architektur

Wo kann ich studieren? Zum Beispiel an der Uni Weimar oder der TU München.

Aufnahmekriterien/Abschluss? kein N.C. aber Eignungsverfahren; Abschluss: Bachelor (B.Sc.), Master (M.Sc.) Was kann ich später damit machen? In Ingenieur- oder Planungsbüros oder als Stadtplaner:in arbeiten.

Verdient man da was? Als Stadtplaner:in verdienst du ca. 45.000 Euro*.

Fun Fact: Du machst ein Praktikum in einer Stadt im Ausland.

Gender Studies

Worum geht’s da? Um Diversität, Geschlechterforschung, Chancengleichheit

Welche Fächer habe ich? Soziologie, Geschlechter in historischer Entwicklung, Analyse

Wo kann ich das studieren? An der HU Berlin, der Uni Frankfurt oder Uni Paderborn.

Aufnahmekriterien/Abschluss? Voraussetzungen: kein N.C., teilweise Vorpraktikum; Abschluss: Bachelor (B.A.) oder Master (M.A.)

Was kann ich später damit machen? Im Personalwesen, in der Verwaltung, Wirtschaft oder in der Forschung arbeiten.

Verdient man da was? Zwischen 40.000 und 55.000 Euro* als Gleichstellungsbeauftragte:r.

Fun Fact: Der Zweig „Gender Medizin“ rettet Leben, weil medizinische Unterschiede zwischen den Geschlechtern erkannt werden.

Gamedesign

Worum geht’s da? Die Entwicklung, Realisierung und Vermarktung von Videospielen

Welche Fächer habe ich? Grundlagen Gestaltung, Animation und Visualisierung.

Wo kann ich studieren? Zum Beispiel an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, in München an der Hochschule Macromedia oder an der Hochschule Darmstadt.

Aufnahmekriterien/Abschluss? An privaten Hochschulen Studiengebühren, Auswahlverfahren; Abschluss: Bachelor (B.A.)

Was kann ich damit machen? Als Manager oder Designer in der Gamebranche arbeiten und Spiele konzipieren.

Verdient man da was? Das Durchschnittsgehalt liegt bei 44.100 Euro*.

Fun Fact: Videospiele gehören in dieser Fachrichtung zur Studienlektüre.

Spannende Nebenjobs

Manche studieren lieber klassisch, haben dafür aber einen umso aufregenderen Job. Wir haben ein Dessous-Model, eine Bestatterin und den Kinderbetreuer eines Kreuzfahrtschiffs gefragt, wie ihr Alltag aussieht.

Zoelle (21) arbeitet als Model

In die Kamera lächeln und die neuesten Designerstücke anprobieren? Ganz so easy sieht der Alltag vor der Kamera für Studentin Zoelle Frick (21) nicht aus.

Erstmal muss sie von einem Kunden gebucht werden, und so ein Shooting kann schon mal einen ganzen Tag dauern. Zoelle studiert im sechsten Semester Kommunikationswissenschaften an der Uni Augsburg, ist nebenbei Dessousmodel und war sogar schon im Playboy. „Ich habe mich einfach auf der Webseite beworben und wurde beim Casting direkt gefragt, ob ich für die Fotostrecke mit nach Kapstadt möchte“, erzählt die Studentin. „Da habe ich sofort zugesagt!“ Doch der Start ins Modelbusiness war nicht leicht. „Man braucht auf jeden Fall ein dickes Fell und Durchhaltevermögen“, sagt Zoelle. Erst durch das Playboy-Shooting gelang ihr nach einem Jahr der Durchbruch. Professionelle Bilder sind ihrer Meinung nach unerlässlich, damit man sich bei einer Modelagentur bewerben kann. Ein teures Shooting ist nicht unbedingt nötig, denn manche Fotografen bieten „time for print“ (TFP) an, wie die Allgäuerin verrät. Das Model bekommt die Bilder kostenlos, der Fotograf die Veröffentlichungsrechte an den Fotos. Dabei ist es wichtig, einen Vertrag zu unterschreiben, um eine missbräuchliche Nutzung der Bilder zu vermeiden.

„Es ist wichtig, genau zu schauen, was man im Vertrag unterschreibt.“

Vorlagen für TFP-Verträge finden sich im Internet. „Aber es ist wichtig, Grenzen zu setzen“, rät Zoelle. „Ich hatte zum Beispiel am Anfang meiner Kariere bei einem Fotografen ein Porträtshooting, und der wollte auf einmal Fotos in Unterwäsche von mir machen. Das geht natürlich nicht. Leider habe ich mich damals nicht getraut, das Shooting abzubrechen. Ich habe aber im Nachgang von ihm verlangt, dass sämtliche Fotos in Unterwäsche gelöscht werden“, erzählt Zoelle. Das war für die Studentin nur möglich, weil im Vertrag ausdrücklich „Porträtfotos“ vereinbart waren. „Es ist wichtig, genau zu schauen, was man unterschreibt, und seine Rechte zu kennen“, erklärt die Studentin. Job und Uni zu verbinden, sei nicht immer einfach. Deshalb konzentriert sie sich wieder stärker auf die Vorlesungen und nimmt weniger Aufträge an. Normalerweise macht sie sonst zwei bis drei Shootings pro Monat.

Voraussetzungen: Belastbarkeit, Durchhaltevermögen, Spaß vor der Kamera.

Tipp: Modelmaße müssen nicht mehr sein – auch die Modelszene ist diverser geworden.

Verdienst: Für das Playboy-Shooting bekam Zoelle über 1.000 Euro Pauschalhonorar.

Vorteil: mehr Selbstbewusstsein, Kontakte in der Medienbranche z.B. für spätere Praktika.

Vereinbarkeit: Teilweise schwierig, da die Shootings oft den ganzen Tag dauern.

Nico (23) jobbt auf dem Kreuzfahrtschiff

In den Semesterferien tauscht Nico Kitzberger (23) Hörsaal gegen Kreuzfahrtschiff.

Eigentlich studiert er im sechsten Semester Grundschullehramt an der pädagogischen Hochschule in Weingarten. Während der Ferien ist er mit der AIDA auf hoher See unterwegs und als Supervisor für die Ferienprogramme der Kinder und Jugendlichen verantwortlich. „Eine Reise dauert in der Regel eine Woche. Je nach Route und Schiffsklasse gehen Fahrten aber auch zehn Tage oder länger“, erzählt Nico. Er war unter anderem schon in Norwegen, Dubai und der Karibik. An Bord ist für Kost und Logis gesorgt. „So kann ich mein Gehalt gut ansparen für das Semester“, sagt er. Je nach Schiff schläft Nico alleine oder zu zweit in einer Kabine. Zu dem Job kam der Student, als er nach dem Abitur etwas zur Überbrückung gesucht hatte, das ist jetzt vier Jahre her. „Da ich bereits Erfahrungen in der Kinder- und Jugendarbeit hatte, kam ich in den Bereich Kids & Teens“, sagt Nico. An Bord arbeitet er sieben Tage pro Woche im Teildienst – die Arbeit wird für mehrere Stunden unterbrochen, bevor es weiter geht. „So kann ich zwischen den Arbeitszeiten die schönsten Orte der Welt entdecken“, erzählt der angehende Pädagoge. Seine Einsätze an Bord kann Nico flexibel anpassen, so kann er sich gut auf sein Studium konzentrieren.

Voraussetzungen: gute Englischkenntnisse, hohe Belastbarkeit, keine Angst vor Menschen

Verdienst: unterschiedlich je nach Zeit und Position an Bord

Vorteile: Man lernt viel über die Welt, sammelt erste Berufserfahrungen, z. B. mit Kindern und Jugendlichen, kann günstig reisen.

Vereinbarkeit: Sehr gut, weil man es während der Semesterferien machen kann.

Isabel (26) hilft beim Bestatter aus

Sie stand schon am Fließband, hat im Altenheim Obst geschnippelt, gekellnert und an der Tankstelle kassiert. Sogar auf dem Bau war sie schon beschäftigt. Seit vier Jahren jobbt Isabel (26) beim Bestatter.

„Ich hatte Lust auf eine spannende Aufgabe“, sagt die Studentin der Hochschule Mittweida, die gerade ihren Master in Industrial Management macht. Zuvor hat sie in einem großen Team gearbeitet und hatte Sehnsucht nach einer sinnvollen Aufgabe ohne Hektik. Sie rief einige Bestatter an und fragte nach einem Minijob. „Die dachten alle, dass ich ins Büro will, weg von den Toten“, erinnert sie sich. „Wir nehmen keine Frauen. Die körperliche Belastung ist zu groß!“, sagte eine Bestatterin ganz offen. Isabel nahm es nicht persönlich und versuchte es weiter. Sie bewies beim Probetag, dass sie der Anstrengung gewachsen ist, und der Anblick einer Leiche sie nicht aus der Ruhe bringt. Seitdem holt sie die Toten im Krankenhaus, zu Hause oder am Sterbeort ab, bringt sie zum Bestatter und auf den Friedhof. Wenn nötig, säubert Isabel die Leichen, entfernt Blutspuren, und bereitet sie für die Beerdigung vor. Auch auf dem Friedhof ist sie dabei und trägt den Sarg ans Grab. „Meine schwerste Leiche hatte 220 Kilo, den Sarg mussten wir zu sechst heben“, erinnert sie sich. Im Rückblick hat sie bei allen Jobs fürs Berufsleben gelernt, aber der Job als Bestatterin ist die (ent)spannendste Aufgabe, die sie je hatte.

Voraussetzungen: Du brauchst Kraft und gute Nerven.

Verdienst: Die meisten Bestatter zahlen nur den Mindestlohn plus Bereitschaftsdienst-Pauschale.

Vorteile: Der Job ist sinnvoll und verändert die Sicht aufs Leben.

Vereinbarkeit: Gut. Während der Bereitschaft (einmal pro Monat) kann auch nachts oder während der Vorlesung das Handy klingeln.