Mach‘s mit Hirn
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Ob durch wissenschaftliche Vorträge, in seinem Erfolgspodcast oder bei ausverkauften Live-Shows – Dr. Leon Windscheid macht Psychologie erlebbar. Im Interview klärt er über das Psychologiestudium auf und verrät, mit welchen Tricks du das Abi meisterst und deinen Traumberuf findest. Außerdem: Die spannende Vorgeschichte zu seinem Sieg bei „Wer wird Millionär?“.
Leon, wolltest du schon immer Psychologie studieren oder hattest du auch andere Berufswünsche?
Windscheid: Das hat natürlich öfter gewechselt – in der Grundschule dachte ich zum Beispiel mal, ich werde Zoodirektor. Ich wollte aber schon immer verstehen, warum wir Menschen sind, wie wir sind. Außerdem beschäftige ich mich seit meiner Schulzeit gerne mit Naturwissenschaften, welche den größten Teil des Studiums ausmachen. Denn um die Funktionsweise des Gehirns zu verstehen, braucht man Biologie und Chemie. Wenn es darum geht, die Psyche zu messen, muss man zuerst lernen, Zahlen, Daten und Fakten richtig zu erheben.
Die verbreitete Befürchtung, dass man es im Psychologiestudium viel mit Statistik zu tun hat, stimmt also?
Absolut. Wer Psychologie studieren möchte, sollte neben der Arbeit mit Menschen auch Bock auf wissenschaftliche Methodik, Biologie, Chemie und Mathematik haben. Am Anfang ist mir das nicht ganz leichtgefallen, aber irgendwann habe ich Freude daran entwickelt. Motiviert haben mich auch die vielen Möglichkeiten, die man nach dem Studium hat. Psychologie ist ja viel mehr als nur Therapie: Neben der klinischen und der neurologischen Psychologie gibt es etwa die Arbeits- und Organisationspsychologie, die Entwicklungspsychologie und auch in Bereichen wie der Werbepsychologie kann man arbeiten. Wobei man hier in Deutschland aktuell wirklich keine Werbung für das Psychologiestudium machen muss.
Weil Psychologie deutschlandweit zu den gefragtesten Studiengängen gehört?
Ja, gefühlt wollen alle Psychologie studieren und der NC ist unverschämt hoch. Ich habe es schon immer für völlig falsch gehalten, dass nur die mit dem besten Abitur Medizin und
Psychologie studieren dürfen. Es geht nämlich nur um die Note – wer die höchste Motivation oder die beste Menschenkenntnis hat, wird nicht gefragt. Man darf nicht vergessen, dass bei den Schulnoten das Elternhaus eine entscheidende Rolle spielt. Ebenso dabei, ob man sich ein Studium finanziell leisten kann. Dass die Studiengänge dadurch so elitär geworden sind, ist meiner Meinung nach ein riesiges Problem im deutschen System.
So geht´s
Du träumst davon, Psychologie zu studieren, aber dein NC reicht nicht aus? Das sind deine Möglichkeiten:
1. Studium an privater Hochschule: Zwar fallen hier Studiengebühren an, statt einem NC wird dafür meistens auf andere Zulassungsverfahren gesetzt.
2. Psychologie im Ausland: In vielen europäischen Ländern wird das Psychologiestudium ohne NC angeboten – und zwar auf Englisch und teilweise sogar auf Deutsch.
3. Verwandte Studiengänge: Es gibt viele weitere Studiengänge, mit denen du den Einstieg in ein psychologisches Berufsfeld schaffen kannst: Zum Beispiel mit Wirtschaftspsychologie, Neuropsychologie oder Kognitionswissenschaften, Sozialer Arbeit oder Kommunikations- und Medienpsychologie.
Du warst auch mal als Eventmanager tätig, oder?
Ja, während der Abizeit habe ich angefangen, Schulpartys zu organisieren und das hat mir riesigen Spaß gemacht. Nach der Schule habe ich weitere Events geplant und als ich mein Psychologie-Studium in Münster begonnen habe, dachten ein Freund und ich uns: „Wie wäre es mit einem Techno-Rave auf dem Wasser?“ Dann gab es aber niemanden, der uns sein Boot vermieten wollte – heute kann ich das übrigens gut verstehen. Der Plan B: Einer von uns sollte zu Günther Jauch gehen und bei „Wer wird Millionär?“ möglichst viel Geld holen. Am Anfang war das eine Quatsch-Idee. Zu denken, dass ich wirklich die Million gewinne, wäre ja völlig naiv gewesen.
Aber so war es dann …
Kein Mensch konnte damit rechnen, aber so war es dann. Mit dem Geld haben wir unsere Firma, die MS Günther, gegründet. Das Partyboot nach ihm zu benennen, falls ich genügend Geld gewinne, hatte ich Günther Jauch in der Show versprochen – am Ende hat er sogar selbst die Taufe übernommen. Heute arbeiten dort 30 bis 40 Leute und seit ich nicht mehr Chef, sondern nur noch Eigentümer bin, läuft es tatsächlich besser denn je – das Boot ist bis zum Sankt Nimmerleinstag ausgebucht.
Wie ging es nach deinem Million-Gewinn bei Günther Jauch für dich weiter?
Ursprünglich wollte ich in die Wirtschaft gehen und hatte schon einen Arbeitsvertrag bei einer Unternehmensberatung unterschrieben, mit unglaublichen 100.000 Euro Jahresgehalt. Wegen der Sache mit dem Schiff habe ich immer wieder bei dieser Firma angerufen und gesagt, dass ich noch ein bisschen Zeit brauche. Nach langem Zögern habe ich mich irgendwann getraut, ihnen mitzuteilen, dass ich dort doch nicht anfangen möchte. So kurz nach der Schulzeit mit 26 Jahren Millionär zu werden, ist natürlich irre. Am dankbarsten bin ich aber dafür, dass mir diese Möglichkeit gezeigt hat, was ich wirklich machen will. Meine Eltern sind beide Lehrer und hatten immer dieses Sicherheitsdenken, dass es ein Studium und einen klaren Berufsweg braucht. Deshalb war es ein großer Schritt, ihnen zu sagen, dass ich mich mit einem Schiff selbständig machen und später dann ein Buch schreiben und einen Podcast starten wollte. Zurückblickend hätte ich das Geld für keinen dieser Schritte wirklich gebraucht, außer für die Angst in meinem Kopf.
Betreutes Fühlen
Mit jeder Menge Fachwissen, Ehrlichkeit und Witz helfen Dr. Leon Windscheid und Comedy-Legende Atze Schröder ihren Hörerinnen und Hörern dabei, sich selbst ein bisschen besser zu verstehen.
Hast du einen Rat für junge Menschen, die wie du damals Angst davor haben, ihrem Traumjob nachzugehen?
Ich verstehe es total, dass sich viele für ein bestimmtes Studium oder eine Ausbildung entscheiden, um Sicherheit zu haben. Aber eigentlich kannst du selten so viel riskieren, wie ganz am Anfang deiner beruflichen Laufbahn. Wenn da etwas schief geht, kannst du nach drei Jahren oder selbst mit 40 noch eine andere Ausbildung oder ein neues Studium anfangen. Leider ist das ein Luxus, den nicht jeder sich leisten kann, aber falls du die Freiheit dazu hast, frag dich „Was will ich machen?“ und trau dich. Das ist es, was ich jungen Leuten mitgeben möchte.
„Du kannst selten so viel riskieren, wie am Anfang deiner beruflichen Laufbahn.“
Dr. Leon Windscheid
Aber wie findet man heraus, welchen Beruf man wirklich ausüben will?
Nur durch nachdenken kommt man nicht immer auf eine Antwort. Mein Tipp ist es, Praktika zu machen und sich auszuprobieren. Wenn es dein Traum ist, ein Café zu eröffnen, dann arbeite zuerst in einem. Wenn du Lehrerin zu werden willst, mach ein Praktikum in der Schule. Außerdem sollte man sich nicht darauf versteifen, seine „wahre Leidenschaft“ zu finden. In dir schlummert nicht irgendwo der eine perfekte Weg, sondern jede Tätigkeit hat ihre Schattenseiten. Und Leidenschaft entsteht durchs Machen, das merke ich selber. Bei meinen Liveshows auf der Bühne zu stehen, ist meine große Leidenschaft, aber das war nicht immer so. Bei meinen ersten Auftritten war ich völlig fertig vor Aufregung – und gut waren sie garantiert auch nicht. Da hätte ich mir sagen können „Das ist nichts für mich“. Aber ich habe weitergemacht, mich auf Schwierigkeiten eingestellt und der Rest kam mit der Zeit.
Richtig lernen
Deine Abiturprüfungen stehen vor der Tür und beim Gedanken daran, fünf Stunden lang Matheaufgaben zu lösen oder im Kolloquium vor den Prüfern zu stehen, zittern dir jetzt schon die Knie? So trickst du dein Hirn aus und meisterst deine Klausuren.
1. Prüfungssituation nachstellen
Es kommt nicht nur darauf an, wie oft, sondern auch wie du lernst. In Jogginghose auf dem Bett sitzen und sich nach jeder Frage sagen „Das weiß ich dann schon“ bringt nicht viel. Schaffe dir beim Lernen eine Umgebung, die der Prüfungssituation so ähnlich wie möglich ist. Notiere zur Übung fünf relevante Fragen auf einem Blatt und lege es auf einen leeren Tisch (Handy und Lernunterlagen weg!). Zieh dir als nächstes ein Outfit an, das du so während der Abi-Klausur tragen würdest (am besten mit Straßenschuhen) und beantworte die Fragen. Je öfter du diesen Vorgang wiederholst, desto einfacher wirst du dein Wissen in der echten Prüfung abrufen können.
2. Übungs-Prüfer suchen
Auch bei der Vorbereitung aufs Kolloquium solltest du so nah wie möglich an der echten Prüfung sein. Also bitte ein einen Freund, dich abzufragen. Lass ihn in einem anderen Raum warten, komme angezogen rein und beantworte die Fragen, wie du es vor dem Gremium tun würdest – je unangenehmer dir das ist, desto besser. So hast du bereits Erfahrung und wirst im Ernstfall deutlich entspannter sein.
3. Angst in Energie umwandeln
Studien zeigen, dass es in Drucksituationen helfen kann, seine Angst umzubenennen – und zwar in „Energie“. Mach dir bewusst, dass dich dein Körper damit auf die Prüfung vorbereitet und stell dir die Nervosität als Welle vor, die du surfen kannst. Nutze kleine Stressmomente als Übung und beweise dir selbst: Das fühlt sich krass an, aber ich pack das.
Ihrem großen Vorbild, der rasenden Reporterin Karla Kolumna, eiferte Juli bereits als Kind nach. Sie schrieb erste eigene Geschichten und beteiligte sich an der Schülerzeitung. Während ihres Studiums probierte sie sich in verschiedenen Mediengattungen aus.