„Mathe ist zukunftssicher“
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Der Mathe-Influencer Daniel Jung ist mit millionenfach gesehenen Videos und einem festen Platz in der Bildungslandschaft eine der bekanntesten MINT-Stimmen in Deutschland. Wir haben mit ihm über das Erfolgsgeheimnis seiner Videos und die Zukunftsaussichten für Mathematiker gesprochen.
Daniel, brauchen wir in Zeiten von KI überhaupt noch Mathekenntnisse?
Jung: Mehr denn je! Alles, was in KI-Prozessen abläuft, basiert auf Algorithmen – und die sind wiederum pure Mathematik. Es braucht Menschen, die diese Algorithmen nicht nur verstehen, sondern sie auch weiterentwickeln. Das heißt: Mathe ist nicht nur wichtig, sondern absolut zukunftssicher.
Du bist selbst mit kurzen Erklärvideos bekannt geworden. Wie hat das begonnen?
Das ging los mit Mathe-Nachhilfe in einer kleinen Firma, die ich mitaufgebaut habe. Irgendwann kam der Innovationdruck mit Blick auf die Digitalisierung und die Frage: Wie machen wir weiter? Ich habe damals in die USA geschaut und gesehen, dass Unis wie Stanford sogar komplette Vorlesungen auf YouTube gestellt haben. Da war mir klar: Das Video als Lernformat hat Zukunft. Aber mir war auch klar: Wenn ich nur eine kurze, konkrete Frage habe, will ich nicht 90 Minuten Video durchscrollen. Also habe ich angefangen, sehr kurze, sehr präzise Mathe-Erklärvideos zu drehen. Das war so um 2012 – damals war das in Deutschland fast noch Neuland.
Was ist anders an deinen Videos im Vergleich zur Schule?
Die Kürze. Ich habe das, was sonst in 45 Minuten Unterricht passiert, in kleine Lerneinheiten runtergebrochen. Microlearning, oder Nugget Learning, wie man heute sagt. Das heißt: ein Thema, ein Video, ein Lernziel. Und das jederzeit wiederholbar. Der große Vorteil gegenüber dem Unterricht: Mein Video wird nicht ungeduldig, wenn man es drei- oder viermal anschaut.
Wie wichtig ist die Diagnostik fürs Mathelernen?
Enorm wichtig. Es ist heute möglich, durch einfache Testverfahren herauszufinden, wo genau deine Schwächen liegen. Und genau da kommt KI ins Spiel – sie kann dich dabei unterstützen, diese Schwächen zu identifizieren. In den letzten fünf Jahren sind viele Start-ups entstanden, die versuchen, dich mit digitalen Medien besser voranzubringen. Ich habe noch kein absolutes ‚Nonplusultra‘-Start-up gesehen, aber besonders spannend finde ich die Idee, mithilfe von KI genau dort anzusetzen, wo du vielleicht selbst noch gar nicht merkst, dass Lücken bestehen.
Du sprichst viel über KI. Wie bringt sie für dich aktuell den größten Nutzen beim Mathelernen?
Das ist ganz klar: Künstliche Intelligenz kann heute dein Study-Buddy sein. Denk sie dir wie ein intelligentes Erklärvideo – nur eben interaktiv. Aber auch hier gilt: Ein Hammer kann Gutes oder Schlechtes bewirken. Wenn du KI einfach nur blind nutzt, um deine Hausaufgaben machen zu lassen, weißt du nicht, ob das, was du bekommst, überhaupt stimmt. Wirklich sinnvoll ist es, wenn du sagst: ‚Hey, ich brauche Hilfe, erstelle mir bitte einen Lernplan!‘ Dann nutzt du die KI als Werkzeug. Ich empfehle, auch weitere Modelle als nur GPT-4 zu nutzen – zum Beispiel Grok und andere.
„KI kann heute dein Study-Buddy sein.“
Daniel Jung
So wird die KI zum eigenen 24/7-KI-Tutor?
Ja, das wird so kommen. Ich bin selbst gerade an einem Projekt dran. An einer Hochschule entwickeln wir eine App, in die wir meine Videos integrieren und mit einer eigenen KI verknüpfen. Mein Ziel dabei ist: Du bekommst Aufgaben, die passen, und weißt sicher, dass die Lösungen auch stimmen.
Und der KI-Tutor kann dich dann nicht nur fachlich unterstützen, sondern auch individuell coachen?
Ja, sogar emotional! Lernen funktioniert über Emotionen. Wenn du mit Sprache arbeitest, dich unterhältst, dann kann KI auch erkennen, ob du gestresst oder motiviert bist. Es wird vielleicht bald sogar einen Bewegtbild-Tutor geben. Noch ist das eine Energiefrage, aber auch daran wird gearbeitet.
Den Lernweg muss aber trotzdem jeder selbst gehen, oder?
Absolut. So beeindruckend das alles klingt – am Ende musst du den Weg selbst gehen. Mathe musst du machen. Du musst Lust draufhaben. Du musst wissen, wofür du’s machst. Die KI kann dir helfen, aber ohne deine eigene Energie läuft es nicht.
war einer der ersten Deutschen, die das Potenzial digitaler Lernmethoden erkannte. 2011 startete er seinen YouTube-Kanal mit klaren Mathe-Erklärvideos, ganz ohne Schnickschnack. Heute gehört er zu den bekanntesten Bildungs-Influencern im deutschsprachigen Raum. Neben seiner Online-Arbeit engagiert er sich als Key-Speaker, Autor und Unternehmer für die Zukunft des Lernens und setzt sich dafür ein, Bildung einfacher, zugänglicher und digitaler zu machen.
Was sind deine Überlebenstipps für das Mathe-Abitur?
Ganz einfach: Fang früh genug an und nutze dabei die KI, um dir zeigen zu lassen, wo du den meisten Lern- und Übungsbedarf hast. Erstelle dir einen Lernplan, gerne auch mithilfe der KI. Und erkläre immer wieder anderen, was du gelernt hast – so vertiefst du den Lernstoff.
Die Wahrscheinlichkeit, das Mathe-Abi zu bestehen, liegt dann bei …
… 100 Prozent. Alle Hilfsmittel sind mit dem Internet unbegrenzt da – du musst sie nur nutzen.
Ob Parabeln, Polynomdivision oder Kurvendiskussion – Daniels knackige Erklärvideos lassen einen verstehen, worüber man sich im Matheunterricht den Kopf zerbricht. Schau auf seinem YouTube-Kanal Mathe by Daniel Jung vorbei und überzeuge dich selbst.
Und wie sieht‘s mit der Chance aus, den Partner fürs Leben zu treffen? Gibt es da eine Formel?
Tatsächlich gibts da ein spannendes Modell aus der Mathematik – bekannt als das Sekretärinnenproblem oder die 37-Prozent-Regel. Es zeigt, wie man unter Unsicherheit die beste Wahl trifft – und so möglicherweise den idealen Partner findet. Die Idee dabei ist: Wenn man im Leben potenzielle Partner trifft, sollte man die ersten 37 Prozent rein zur Orientierung nutzen – also erstmal nur schauen, vergleichen, herausfinden, was einem wirklich wichtig ist. Und dann: die erste Person nehmen, die alle vorherigen toppt. So hat man laut Modell die höchste Chance, die oder den Richtigen zu erwischen. Aber bitte: Das ist ein mathematisches Modell. Ich gebe nur die Formel weiter – die Anwendung geschieht auf eigene Gefahr (lacht).
Als kleiner Junge schrieb Tobi schon Gedichte, Lieder und Geschichten. Da er es mit seinen Songs jedoch nicht auf die Bühne schaffte, war für ihn klar: "Ich werde mein Geld damit verdienen, Texte zu schreiben." Thematisch hat der dreifache Vater dabei schon über fast alles geschrieben.