Paul Luca Fischer: „Für meine Follower bin ich der Kumpel von nebenan.“
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Mit zwei Millionen Followern als Paulomuc auf TikTok bekannt, Social-Media-Experte bei der Fußball WM und jede Woche live im Radio – Paul Luca Fischer (27) ist ein echtes Multitalent. Wie er den Einstieg in die Medienwelt schaffte, verrät der Content Creator und Moderator im Interview – und ein paar kleine Geheimnisse.
Paul, du hast zwei Millionen Follower auf TikTok und trittst wöchentlich als Moderator auf. Der Startschuss für deine Karriere war ein Praktikum bei Radio Energy in München. Wie kam es dazu?
Nach dem Abi habe ich mir überlegt, was ich beruflich machen möchte. Dass es in Richtung Medien gehen soll, wusste ich schon immer. Wobei ich eigentlich an Film und Fernsehen gedacht hatte. Nach meinem Abschluss war ich sechs Monate in den USA und Thailand unterwegs. Als sich meine Reise dem Ende zuneigte, habe ich angefangen, mich querbeet bei Fernsehsendern, Filmproduktionsfirmen und Radiosendern zu bewerben. Zu ihrem Glück, oder eher zu meinem, war Radio Energy der einzige Sender, der auf meine Bewerbung geantwortet hat.
Und wie ging es dann für dich weiter?
Im April 2017 hat mein dreimonatiges Praktikum begonnen und während dieser Zeit habe ich mich ein bisschen in das Medium Radio verliebt. Mir ist klar geworden, dass man auch ohne Studium oder einen Platz beim Fernsehen in die Medienwelt einsteigen kann. Ich musste danach etwas warten, bis eine Stelle frei wurde, konnte 2018 aber ein Volontariat bei Radio Energy machen.
Wie lief dein Volontariat ab?
Eigentlich wie eine Ausbildung, nur eben nicht im klassischen Sinn mit Berufsschule. Zu Beginn meines zweijährigen Volontariats habe ich als Volontär gearbeitet. Nach einer Sprecherausbildung durfte ich dann auch als Moderator ans Mikrofon.
2017: dreimonatiges Praktikum bei Radio Energy in München
2018: Volontariat bei Radio Energy
2020: Vorübergehend arbeitslos, aufgrund der der Corona-Pandemie. Spontanes Video auf TikTok ging über Nacht viral. Sein Plan: Ab jetzt jeden Tag einen Post veröffentlichen.
2020: Rückkehr zu Radio Energy mit mittlerweile 600.000 Followern auf TikTok
2022: Social Media-Experte für die Fußball WM bei MagentaTV
2023: Teilnahme am „Battle of the Socials“
2024: Begleitung der Oscars auf Social Media für ProSieben
2024: Platz 3 „TV total Turmspringen“ im Synchronspringen mit Streamer-Kollegen Aditotoro
2024: Platz 2 „TV total WOK WM“
Die Pandemie hat deine Karriere-Pläne erst mal auf Eis gelegt, du wurdest überraschend arbeitslos. Was ist danach passiert?
Mein Volontariat endete während des ersten Lockdowns. Weil Radio Energy zu dieser Zeit in Kurzarbeit war, hatte der Sender keine Möglichkeit, mich im Anschluss fest anzustellen. Wir alle waren zunächst ratlos darüber, wie es für mich weitergehen soll. Ich habe mich dann dazu entschieden, die sechs Monate abzuwarten, bis der Sender mich einstellen kann. Dann war ich eben erst mal arbeitslos. Heute bin ich aber froh, dass alles so gekommen ist.
Hat dich die Zwangspause dazu gebracht, TikTok eine Chance zu geben?
Ja. Einmal saß ich im Auto und habe im Radio einen Song gehört, der gerade viral ging. Für meine Jungs habe ich mich in diesem Moment selbst gefilmt. Nur um zu schauen, was passiert, habe ich das Video auf TikTok hochgeladen. Und es ist explodiert: Erst waren es 20.000 Views, dann 30.000 und bei mir hat es Klick gemacht. Ich wollte nicht mehr herumsitzen, Arbeitslosengeld beziehen und PlayStation spielen, sondern die Zeit nutzen und kreativ werden. Der Plan: Bis ich wieder bei Radio Energy anfangen kann, jeden Tag ein Video produzieren. Das habe ich dann auch gemacht.
Mittlerweile hast du neben TikTok und Radio auch andere Bereiche, in denen du arbeitest. Zum Beispiel warst du der erste Social-Media-Experte, der bei MagentaTV die Fußball-WM begleitet hat. Wie war das für dich?
Für mich war das komplett surreal. Auf einmal saß ich in einem riesigen Studio. Und das zusammen mit Johannes B. Kerner und Michael Ballack, den ich als Kind immer angefeuert habe.
Apropos Fußball: Mit „Füllkrug“ hast du den offiziell-inoffiziellen EM-Song 2024 aufgenommen und bist damit sogar auf Platz 60 der deutschen Charts gelandet.
Echt? Auf Platz 60? (lacht)
Ja! Was ist die Geschichte hinter deinem Ballermann-Hit?
Eigentlich wollte ich für die WM, während der ich bei Magenta gearbeitet habe, schon einen Song aufnehmen. Das lief dann alles etwas holprig. Im Januar stand fest, dass Deutschland bei der EM gegen die Schweiz spielen wird und da war für meinen Schweizer Kollegen Aditotoro und mich klar, dass wir diesen Song machen. Wir hätten aber nie gedacht, dass er so groß wird.
„Content Creator wird man nicht von heute auf morgen. Du musst extrem viel investieren und es braucht Motivation, Arbeit und Zeit.“
Paul Luca Fischer, Content Creator und Moderator.
Mit Aditotoro warst du zuletzt beim TV total Turmspringen 2024 zu sehen. Hättest du vor 15 Jahren gedacht, dass du einmal Teil der Neuauflage sein würdest?
Niemals. Aber als Kind habe ich mir die Raab-Events immer angesehen und gedacht, irgendwann will ich da auch mal mitmachen. Dann kam die Anfrage und zuerst habe ich abgesagt.
Warum das?
Ich habe mir nochmal Gedanken darüber gemacht und dachte, ich kann ja gar nicht so gut Turmspringen (lacht). Sie wollten mich und Adi aber unbedingt haben. Im Urlaub auf Mallorca hat er mir einen Backflip beigebracht und das ging überraschend gut. Dann habe ich gesagt, okay, wir machen mit.
Mittlerweile trittst du auch im Duo mit dem erfahrenen Moderator Steven Gätjen auf. Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Bei einem Format, in dem TikToker Experten zu einem bestimmten Thema interviewen. Er war einer meiner Jugendhelden und von Sekunde eins an haben wir uns super verstanden. Steven ist einer der sympathischsten Menschen in diesem Business. Seitdem machen wir cooles Zeug zusammen. Unter anderem waren wir gemeinsam bei den Oskars, was natürlich ein absolutes Highlight war.
Als Kind bist du nachts wach geblieben, um Steven am roten Teppich zuzusehen. Jetzt warst du selbst dabei. Wie war das für dich?
Die Woche in Los Angeles ist wie im Flug vergangen. Steven macht das seit 20 Jahren und kannte sich überall aus. Meine Aufgabe war es, alles in Vlogs festzuhalten und die Menschen im Internet auf die Oscars vorzubereiten. Das Ganze für ProSieben zu produzieren, war der Wahnsinn. Als ich dann mit Stars wie Ryan Gosling, Ariana Grande und Dwayne The Rock Johnson am roten Teppich stand, musste ich mich erstmal kneifen.
Content Creator ist für viele Jugendliche ein Traumberuf. Was würdest du jungen Menschen empfehlen, die eine solche Karriere anstreben?
Content Creator wird man nicht von heute auf morgen. Du musst extrem viel investieren und es braucht Motivation, Arbeit und Zeit. Ich würde sagen, probiert euch aus, egal in welchem Bereich. Dann seht ihr, ob es klappt oder nicht.
Antworten auf Fragen, die sonst niemand stellt:
Meine beste Klassenfahrt … war mit dem P-Seminar Film (das mich rückblickend beim Abi gerettet hat) in Amsterdam. Das war eine sehr, sehr coole Reise. Statt in einem Hotel haben wir auf Booten geschlafen.
Mein liebster Song … ist „Don´t Stop Me Now“ von Queen. Das ist mein Motto.
An einem perfekten Sonntag … gibt es erstmal gutes Frühstück mit einem Flat White. Dann läuft vielleicht noch Fußball und im besten Fall spielt der FC Bayern. Dann bin ich auf der Couch, schaue mir einen guten Film an und spiele mit meinen Freunden Rocket League.
Mein Lieblings-Outfit … ist chillig. Sneaker, Hoodie und eine gemütliche Jeans.
Mein Vorbild … sind viele Personen, die mich gerade in der Jugend inspiriert haben. Zum Beispiel Joko und Klaas oder Stefan Raab.
Mich nervt ... es, wenn der FC Bayern verliert und Koriander im Essen. Koriander nervt mich richtig.
Das ganze Gespräch gibt es auch zum Nachhören:
Neugierig geworden? Das gesamte VIP-Interview von Stephanie Gerstner mit Maya Leinenbach kannst du dir in Form unseres eigens produzierten Traumberuf Podcasts auf Spotify anhören.
Ihrem großen Vorbild, der rasenden Reporterin Karla Kolumna, eiferte Juli bereits als Kind nach. Sie schrieb erste eigene Geschichten und beteiligte sich an der Schülerzeitung. Während ihres Studiums probierte sie sich in verschiedenen Mediengattungen aus.