Lina Larissa Strahl: „Die Schule hat mir Halt gegeben“
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Sie singt, sie spielt, sie synchronisiert – schon während ihrer Schulzeit war Lina Larissa Strahl Star in den Bibi & Tina-Filmen. Im Februar veröffentlicht die 25-Jährige als LINA ihr viertes Album. Trotz des Erfolgs hat auch sie manchmal Selbstzweifel.
Im Musikfilm „Alle für Ella“, der 2022 im Kino war, spielst du eine Schülerin, die von der großen Musikkarriere träumt. Wieviel Ella steckt in dir?
Ella und ich sind uns ähnlich: Wir haben beide ein großes Harmoniebedürfnis, wollen, dass es allen gut geht. Und wir sind beide zielstrebig. Aber Ella ist impulsiver als ich. Ich denke länger nach als sie.
Was fandest du herausfordernd bei den Dreharbeiten?
Den Spagat zwischen Ella und Lina hinzubekommen. Auch wenn wir uns ähnlich sind, spiele ich Ella nur, und musste aufpassen, dass nicht zu viel von LINA in die Rolle fließt. Auch die Arbeitstage waren anstrengend. Ich wurde gegen 5:30 Uhr abgeholt und erst abends ins Hotel zurückgefahren. Dort habe ich mir Essen bestellt, noch eine Folge meiner Lieblingsserie geguckt und bin sofort eingeschlafen.
Ella war nicht deine erste Rolle im Kino. Du hast schon mit 15 einen Gesangswettbewerb gewonnen und bekamst die Hauptrolle in den Bibi & Tina-Filmen. Wie hast du das neben dem Gymnasium geschafft?
Ich hatte Lehrerinnen und Lehrer mit viel Verständnis. Und ich wurde von meinen Eltern unterstützt. Ich durfte alles machen, solange ich die Schule nicht zu sehr vernachlässigte. Sie sagten immer: „Solange sich deine Noten nicht drastisch verschlechtern, können wir dir das erlauben.“ Deshalb habe ich mir Mühe gegeben, da ich tatsächlich häufig in der Schule gefehlt habe, wegen Filmaufnahmen oder Presseevents.
Klingt anstrengend…
War es auch. Während meiner Abiturprüfungen habe ich mein erstes Album herausgebracht. Aus der Zeit habe ich sogar Erinnerungslücken, weil es so stressig war. Zum Beispiel habe ich einen Grillabend nicht mehr vor Augen. Wenn mir mein Freund davon erzählt, frage ich ihn oft: „Echt, da war ich dabei?“
Wie bist du durch diese stressige Zeit gekommen?
Dank meiner Familie, dem coolen Filmteam, der kooperativen Schule. Und bis heute helfen mir gute Serien gegen Stress, die lenken mich für eine Weile ab. Oft gehe ich auch einfach spazieren und trinke irgendwo gemütlich einen Kaffee.
Das ganze Gespräch gibt es auch zum Nachhören:
Gab es Momente, in denen du die Schule abbrechen wolltest?
Eigentlich nie. Ich bin gerne zur Schule gegangen. Ich mochte sogar das Lernen, die Routinen und natürlich meine Freunde. Mir hat das Halt gegeben. Nur kurz vor dem Abi dachte ich: Ich pack das nicht. Dann hatte ich eine Auseinandersetzung mit meiner Mutter, weil ich mich gefragt habe, ob das Abi überhaupt einen Sinn hat. Sie war natürlich nicht begeistert, also habe ich es durchgezogen. Und nicht bereut.
Du hattest damals schon viel Bühnenerfahrung. Ist man da vor den Abiturprüfungen überhaupt noch aufgeregt?
Oja, das Abi war etwas ganz anderes. Ich bin halb durchgedreht und habe mir lauter Worst-Case-Szenarien ausgemalt. Aber dann ist es doch ganz gut geworden.
Bibi Blocksberg ist eine Pferdenärrin, du hast aber eine Tierhaarallergie. Wie hast du das beim Dreh gemacht?
Es war interessant, mit meinem Filmpferd war die Allergie nicht so schlimm, das hängt offenbar von der Rasse ab. Ich habe mir oft die Hände gewaschen und Allergietabletten genommen, dann ging‘s. Seit fast fünf Jahren habe ich sogar einen Hund. Mein Körper hat sich wohl auf diesen einen Hund eingestellt und es funktioniert.
Du spielst Gitarre und Klavier. Wie kamst du zur Musik?
Meine Eltern haben viel Musik gehört, ich bin damit aufgewachsen. Außerdem habe ich früher die Fernsehserie „Endlich Samstag“ geschaut, in der es eine Schülerband gab – das war mein Traum. Mit zehn habe ich mit meinen Freundinnen auch eine Band gegründet. Wir haben in der Schule geprobt und uns das meiste selbst beigebracht. Kurzzeitig hatte ich zwar Gitarrenunterricht, ich fand aber meinen Lehrer einfach zu süß und war nicht richtig bei der Sache (lacht).
Was rätst du jungen Menschen, die auch auf die Bühne wollen oder ins Synchronstudio?
Dran bleiben und versuchen, seine Träume zu verfolgen. Man muss viel Geduld und Zeit mitbringen, denn meistens wird nicht der erste Versuch klappen. Aber solange es einen glücklich macht, nicht aufgeben.
Wenn du nochmal 15 wärst, was würdest du anders machen?
Ich würde versuchen, mir weniger Stress zu machen. Mir sagen, dass nicht von jeder Entscheidung, die ich mit 15 treffe, meine gesamte Zukunft abhängt und es okay ist, Fehler zu machen.
Wann wusstest du: Ich will das auch beruflich machen?
Ich glaube, der Moment kam nie so wirklich. Als das losging, dachte ich: „Let‘s do it just for fun“. Erst später kam der Gedanke, dass es nicht mehr nur ein Hobby ist, sondern mein Beruf. Vor allem während der Pandemie habe ich viel darüber nachgedacht. Welche Gedanken gingen dir dabei durch den Kopf? Naja, ich habe mich gefragt, was ich mache, wenn die Musik nicht gerade mein Leben überrennt. Und wer ich bin, wenn ich nicht auf der Bühne stehe. Vor Corona war so viel los, da habe ich mir manchmal eine Pause gewünscht und konnte vieles gar nicht sortieren. Auf so eine lange Pause war ich nicht vorbereitet.
Hast du dir auch Alternativen zur Musik überlegt?
Ein Studium will ich schon irgendwann in Angriff nehmen. Trotzdem möchte ich jetzt meine Musikkarriere weiter ausbauen und mir einen Namen machen.
LINA
2023: Am 24. Februar erscheint ihr neues Album „24/1“, im April geht LINA auf Deutschlandtour.
2022: Kinofilm „Alle für Ella“ & Synchronprojekt „Fireheart“ (Sky)
2019: Dritter Platz bei „Dancing on Ice“ (SAT1), Synchronsprecherin im Disney-Film „Chaos im Netz“, sowie Moxy in „Ugly Dolls“
2018: Drittes Album: R3bellin
2017: Rolle der Frankie in der Disney-Serie „The Lodge.“ Ihr zweites Album „Ego“ erscheint.
2016: Vierter Teil von Bibi & Tina, Debütalbum „Official“, Synchronstimme von Disneys „Vaiana“
2015: Dritter Teil von Bibi & Tina 2014: Zweiter Teil von Bibi & Tina
2013: LINA gewinnt den KIKASongwriter- Wettbewerb und bekommt die Rolle der Bibi Blocksberg im Kinofilm „Bibi & Tina“.
Als Musikerin nennst du dich nur „LINA“ – Warum?
Ich wurde immer Lina genannt und verbinde damit eine gute Energie. Mein voller Name wäre als Sängerin zu lang. Als Schauspielerin bin ich ja nach wie vor Lina Larissa Strahl.
Die meisten deiner Lieder schreibst du selbst. Wie gehst du dabei vor?
Die Songs entstehen im Team. Für das aktuelle Album waren wir zu viert: Songwriter:innen, Produzent:innen und ich. Ideen habe ich mir als Notiz ins Handy getippt und ans Team weitergeleitet. Wir haben Themen aufgegriffen, die mich beschäftigen und in einem Google-Dokument gesammelt. Über einzelne Texte und Melodien haben wir lange diskutiert und einiges ausprobiert. Jetzt, wo das Album im Kasten ist, bin ich froh, dass wir so lange gefeilt haben.
Mit welchen Themen beschäftigst du dich darin?
Verglichen mit den anderen ist es tiefgründig. Mehrere Songs blicken melancholisch zurück. Es geht um Selbstzweifel, die man sich während der Schulzeit aufbaut und Muster, aus denen man nicht rauskommt. Aber natürlich auch um schöne Erinnerungen.
Du warst mit 16 Schauspielerin. Warst du nicht der Star auf dem Pausenhof?
In meiner Klasse war ich einfach Lina, man hat mich nicht anders behandelt. Fans hatte ich vor allem aus den jüngeren Jahrgangsstufen, aber ich konnte den Erfolg nie auf mich beziehen. Egal wie es für andere scheint, manchmal kämpft man mit sich selbst oder mag sich nicht so sehr. Gerade durch Social Media entstehen Selbstzweifel – auch ich schließe meine Apps und fühle mich schlecht. In meiner neuen Single „Schön genug“ geht es genau darum.
„Gerade durch Social Media entstehen Selbstzweifel – darum geht es in meiner neuen Single.“
Womit haderst du?
Ich war früher gut darin, mich anzupassen, um gemocht zu werden. Habe oft meine Bedürfnisse zurückgestellt, um nicht negativ aufzufallen. Gerade im Berufsleben ist es aber wichtig, auch mal „Nein“ zu sagen und Leuten auf die Nerven zu gehen, wenn man das Gefühl hat, etwas läuft falsch. Und man muss auch mal Auseinandersetzungen führen.
Nach dem Abi machen die meisten Schüler ja erstmal Pause. Wie war dein Start ins Berufsleben?
Ich war durchgehend unterwegs. Gefühlt hatte ich keine Zeit für gar nichts. Es war schwer, Freundschaften zu halten. Erst im Lockdown waren mein Freund und ich mal länger als eine Woche am Stück zu Hause. Du bist mit Schauspieler Tilman Pörzgen zusammen.
Wie schafft ihr es, eine gute Beziehung zu führen?
Wir wurden vor einige Hürden gestellt, weil wir zeitgleich an verschiedenen Orten gearbeitet haben und uns nur selten sehen konnten, aber wir lieben uns sehr und machen oft verrückte Sachen füreinander: Wir reisen uns hinterher und Tilman hat mich auf allen Touren begleitet. Er war immer mein Fels in der Brandung.
Im Frühjahr 2023 geht‘s wieder auf Tour. Wie bereitest du dich vor?
Ja, im April toure ich durch zwölf Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ich werde noch mehr Tanz- und weiterhin Gesangsunterricht nehmen. Mir ist klar, dass es stressig wird. Aber auch sehr, sehr schön, von Stadt zu Stadt zu reisen. Ich liebe es, wenn kein Abend wie der andere ist und man Kontakt zu Menschen hat.
Du bist Sängerin, Schauspielerin und Synchronsprecherin. Gibt es noch einen Traum, den du dir erfüllen willst?
Dass ich nicht studiert habe, nagt ein bisschen an mir. Manchmal denke ich, ich habe etwas verpasst. Aber das ist jetzt so, ich weiß noch nicht, ob ich das noch ändere. Was die Musik betrifft, wäre ich sehr gerne mal Voract einer internationalen Künstlerin oder eines internationalen Künstlers, das wäre cool.
Falls du doch noch studierst: Welches Fach würde dich reizen?
Psychologie, aber ich glaube, dafür ist mein Schnitt nicht gut genug. Englische Literatur würde mich reizen oder Geschichte. Das Wichtigste ist aber, dass das Studium mit meiner Musik vereinbar ist.
Antworten auf Fragen, die sonst niemand stellt
Meine Abiturnote war… 1,9
Familie ist mir… mit Freunden und Hund zusammen das Wichtigste auf der Welt.
Meine beste Klassenfahrt… waren die Skifreizeiten mit meinen Freundinnen.
Mein Lieblings-Outfit privat… Jogginghose, T-Shirt und Pulli. Und dicke Socken.
An einem perfekten Sonntag... klingelt mein Handy nicht, bleibt Social Media aus und es gibt leckeres Essen nach einem langen Spaziergang mit meinem Hund.
Mein schönster Job war… da kann ich mich schlecht entscheiden, weil die Erlebnisse so unterschiedlich waren. Ich liebe es auf Tour zu sein, ich finde aber auch die Arbeit im Synchronstudio oder am Set cool.
Mich nervt… dass, um in einer friedlicheren, klimafreundlicheren Welt zu leben, so viele wichtige Entscheidungen von Menschen abhängen, die viel zu sehr auf ihr eigenes Wohlbefinden und ihren eigenen Reichtum bedacht sind.
Mein Vorbild ist… Selena Gomez und Jennifer Lawrence. Ich bin, was das betrifft, glaube ich, etwas sprunghaft, allerdings begleiten mich diese beiden Vorbilder schon seit längerem.
„Mama, ich will Journalistin werden.“ Das wusste Stephanie schon als kleines Mädchen. Als Mittelschülerin schien der Traumberuf unerreichbar. Aber zum Glück führen viele Wege an die Hochschule. Auch jetzt als zweifache Mutter kann Steffi nicht ohne das Schreiben.