Digitaler Wandel bei Banken oder Versicherungen
Lesedauer: 6 min
Weil unsere Welt zunehmend digital wird, brauchen Banken und Versicherungen clevere technische Lösungen, um ihre Kunden zu begeistern. Und Mitarbeiter, die auf allen Kanälen kompetent beraten können. Ausbildungsexperten sind sich einig: Azubis und duale Studenten haben jetzt die Chance, den digitalen Wandel der Branche voranzutreiben.
Unser Umgang mit Geld hat sich durch digitale Technologien radikal verändert: Wir können kontaktlos mit Karte zahlen, per App eine Versicherung abschließen oder über PayPal ein Crowdfunding-Projekt unterstützen. Damit all das funktioniert, braucht es eine komplexe Infrastruktur. Die Finanzbranche befindet sich daher im digitalen Wandel und entwickelt ständig neue digitale Angebote.
Damit ändern sich auch die Anforderungen an alle, die in dem Bereich arbeiten. Silke Wolf, Geschäftsführerin des Bayerischen Bankenverbands, stellt fest: „Neben Interesse für Finanzthemen, kommunikativen und sozialen Kompetenzen sind zunehmend auch analytische Fähigkeiten, vernetztes Denken und Affinität für technische Themen gefragt.“ Die gute Nachricht: Nachwuchskräfte können das oft schon. „Junge Menschen wachsen komplett mit digitalen Technologien auf. Sie treiben diese Themen bei uns im Unternehmen voran“, sagt Sarah Daun, Ausbildungsreferentin bei der Targobank.
Um im digitalen Wandel Schritt zu halten, bieten zahlreiche Banken moderne Studien- und Ausbildungsgänge an. Bei der VR-Bank helfen Azubis zum IT-Systemkaufmann etwa bei der Einrichtung moderner Kommunikationsformen wie Video-Telefonie. Im dualen Studium „Management und Digitalisierung“ der Targobank analysieren Nachwuchskräfte die Trends am Markt. So lernen sie, welche neuen Produkte und Services sich Kunden wünschen. „Die dualen Studenten sind in unseren Fachabteilungen sehr gefragt. Wir profitieren von ihrem frischen Blick“, sagt Nicole Soesanto vom Azubi-Marketing.
Wünsche erfüllen erfordert Flexibilität
Banken müssen heutzutage viele verschiedene Anforderungen bedienen. „Ältere Kunden wünschen sich häufig einen kompetenten Ansprechpartner vor Ort, junge Menschen erwarten, dass sie online jederzeit einen Kredit abschließen können“, weiß Sarah Daun. Da sind Offenheit, Kundenorientierung und Flexibilität gefragt. Um diese Eigenschaften zu fördern, setzt die Targobank auf moderne Lern- und Arbeitsmethoden.
Etwa beim Projekt „Young Campus“, bei dem Azubis und duale Studenten Lösungen zu Fragestellungen erarbeiten, die von den Mitarbeitern an sie herangetragen werden. Je nach Aufgabe stellen sich die Azubis und dualen Studenten flexibel neu zusammen. Ohne Führungskraft, dafür mit vielen Freiheiten und einem hohen Maß an Eigenverantwortung.
Tatsächlich gehen heute von 100 Kunden nur noch zwei in eine Bank, um einfache Transaktionen wie Überweisungen durchzuführen. PCs und Smartphones haben oft die Bankfiliale ersetzt. Hat damit das klassische Berufsfeld Bankkaufmann ausgedient? „Nein“, ist Sarah Daun überzeugt. „Die klassische Ausbildung ist immer noch hilfreich. Sie schafft die Grundlage für alles Weitere und wird auch laufend angepasst.“
Zudem nutzen sowohl junge als auch ältere Kunden weiterhin die Filiale, um sich zu komplexeren Themen beraten zu lassen, etwa bei der Baufinanzierung. Daher arbeiten viele Banken bereits an einem neuen Filialkonzept: Statt klassischen Bankschaltern können Kunden in sogenannten Flagship-Stores jetzt Beratungs-Lounges, eine Kaffeebar und Tablets mit Informationsangeboten nutzen.
So geht Versicherung digital
Kommunikative Fähigkeiten und Kundenorientierung müssen auch Kaufleute für Versicherungen und Finanzen mitbringen. „Wenn ich die Anforderungen an Azubis mit denen vor etwa zwanzig Jahren vergleiche, fällt auf, dass heute viel mehr aus der Sicht des Kunden gedacht wird. Wir beraten Kunden nicht nur zu Produkten, sondern aus ihrer Lebenssituation heraus“, sagt Karl Wagenhuber, Koordinator der Berufsausbildung bei der Allianz. Standardfälle wie eine Unfallmeldung werden automatisch digital erledigt. „Mitarbeiter brauchen wir für eine individuelle und verständnisvolle Kundenberatung, für kreative Ideen oder fachlich tiefergehende Themen. Den Rest macht die Maschine.“
Um Kunden digitale Lösungen anbieten zu können, brauchen Versicherungen IT-Nachwuchskräfte. Im dualen Studiengang Informatik unterstützen die Studenten bei der Entwicklung digitaler Lösungen wie dem Portal „Meine Allianz“, über das sich alle Versicherungen digital verwalten lassen. „Kunden können hier nach einem Arztbesuch einfach ihre Rechnung mit der Handykamera scannen und hochladen. Die App prüft die Angaben und der Betrag wird vollautomatisch überwiesen“, erklärt Karl Wagenhuber. Versicherungen schließen Kunden heute komplett online ab, das geht schon ab zehn Klicks.
Trotzdem wünschen sich viele Versicherte weiterhin die persönliche Beratung. Die kann gerne auch digital ablaufen. Je nach Vorliebe der Kunden stehen die Mitarbeiter der Allianz persönlich, per Telefon, Mail oder Chat zur Verfügung. Die Azubis der Allianz können daher im zweiten Teil ihrer Ausbildung eigene Schwerpunkte setzen und in „IT-Schnittstellen-Management“ lernen sie zum Beispiel, Chatbots für die Kundenberatung zu entwickeln. Und so auch die eigene Zukunft zu gestalten.
Sie schreibt über die Themen Gesundheit, Lernen und Digitalisierung. In Siegen hat Kristina Germanistik, Anglistik und Psychologie studiert. In ihrer Freizeit liest, wandert und kocht sie gerne.